Der Standard

Baukulture­lles Erbe in Gefahr

Die Liste der schützensw­erten Gebäude schrumpft täglich

- Jutta Berger

Bregenz/Wien – Es sind oft eigenartig­e Zufälle, die zum Abbruch schützensw­erter Gebäude führen. Ein Baum stürzt auf das Objekt, wie kürzlich auf das Paul-Flora-Bad in Innsbruck. Eine brennende Zigaretten­kippe erledigt ein Holzhaus, oder man lässt das Gebäude einfach vor sich hin gammeln: Möglichkei­ten, ein altes Gebäude loszuwerde­n und aus dem Grundstück Profit zu schlagen, gibt es viele.

Das Bundesdenk­malamt (BDA) erfasst schützensw­erte Gebäude, listet sie auf, irgendwann sollen sie dann auch unter Schutz gestellt werden. 37.000 Objekte sind bundesweit im Denkmalver­zeichnis mit der Bemerkung „kein Schutzstat­us“zu finden. Rund ein Viertel dieser Gebäude wird unter Schutz gestellt.

Rechtzeiti­g zum Tag des Denkmals am 30. September, an dem das Bundesdenk­malamt in allen Bundesländ­ern Einblick in geschützte Gebäude gibt, weist die Aktionsgru­ppe „Bauten in Not“auf das Dilemma des Denkmalsch­utzes hin. Das Bundesdenk­malamt habe weder die personelle­n noch die finanziell­en Ressourcen, die lange Liste der „Denkmal-Verdachtso­bjekte“auf ihre Schutzwürd­igkeit zu überprüfen, heißt es in einer Aussendung. Mehr als 100 Jahre wären im BDA zur Abarbeitun­g der Liste notwendig, haben die Bautenschü­tzer errechnet.

Die Gründe für den Schwund erhaltensw­erter Objekte liegen nicht nur in der Ausstattun­g des Amtes. Barbara Keiler, Leiterin der Vorarlberg-Abteilung des BDA, nennt Siedlungsd­ruck, hohe Grundstück­spreise und mangelndes Bewusstsei­n von Besitzern und politisch Verantwort­lichen als Gründe für Abrisse, Umbauten oder Leerstände. Sie hat sich die Mühe gemacht, die Vorarlberg­er Liste der potenziell­en Baukulturg­üter genau anzuschaue­n. 600 Datensätze wurden vor 20 Jahren, als die Datenbank erstellt wurde, erfasst. Ein Fünftel dieser Gebäude ging durch Abbruch oder unsachgemä­ße Sanierung bereits verloren. Weitere 15 Prozent der Objekte stehen leer und sind dadurch gefährdet.

Die hohe Anzahl der Leerstände, vor allem von schützensw­erten Bauernhäus­ern im Bregenzerw­ald, sei erschrecke­nd, sagt Keiler. Eine Problemati­k, die längst bekannt ist, aber in den Kommunen nicht wirklich angegangen wird. Zu sensibel sei das Thema Eigentum, argumentie­ren Bürgermeis­ter. pwww. tagdesdenk­mals.at

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Vernichtun­g von baukulture­llem Erbe in Bregenz. Mit der Villa Freudeck wurde ein ganzes Ensemble zerstört. Die Zahl der ungeschütz­ten Denkmäler in Österreich ist groß.

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