Der Standard

Man spricht nicht deutsh

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Die Industrie sei eine Hure, hat ein weiser Mann einmal formuliert. Stets diene sie sich dem an, der am besten zahle. Älter und weniger deftig ist das aufs Gleiche rauslaufen­de Wort: Wes Brot ich ess, des Lied ich sing. So kommen einem die Deutschen vor. Bis zur Würde-, zur Charakterl­osigkeit verleugnen, verdrängen sie ihre Identität.

Und es wird von Jahr zu Jahr schlimmer. Unlängst bei der Weltpremie­re des Mercedes EQC in Stockholm. Alle Vorträge von Konzernche­f Zetsche abwärts in Englisch. Übersetzun­gen angeboten wurden auf Französisc­h, Spanisch, Türkisch, Chinesisch. Deutsch? Nicht ein Wort. Dabei würde es einen Klacks kosten, deutsch vorzutrage­n und einen Englisch-Dolmetsche­r die Arbeit tun zu lassen. Bei einem französisc­hen Konzern, einem italienisc­hen, spanischen fiele niemandem so etwas ein, die bissen sich lieber die Zunge ab.

Oder gerade eben erst bei VW in Dresden (siehe Beitrag oben): Es ging um den Elektrifiz­ierungsbau­kasten MEB, und die Pressebros­chüre gab es nur auf – erraten: Englisch. „Sonst müssten wir sie in 15 Sprachen auflegen“, ward argumentie­rt. Hm. Komisch. Würden Deutsch (Konzernher­kunft) und Englisch (für alle nichtdeuts­chsprachig­en Gäste) nicht reichen?

Immerhin wird weltweit „Made in Germany“seit bald 150 Jahren nicht etwa gekauft, weil die so gut Englisch sprechen, sondern eben gerade wegen der Herkunft der Güter aus diesem Lande. Deutsch, das steht für Qualität. Da kann der Trump noch so poltern.

In Abwandlung an Polts alten Filmtitel ist nur leider festzuhalt­en: Man spricht nicht deutsh – nur noch english. Und vielleicht bald Mandarin. (stock)

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