Der Standard

Gigantisch­er Donnerschl­ag aus Südafrika

Schon die frühen Vorfahren der über 50 Tonnen schweren Superdinos der Kreidezeit erreichten beeindruck­ende Ausmaße, wie ein aktueller Fund zeigt – allerdings gingen diese noch auf recht krummen Beinen.

- Thomas Bergmayr

Wenn ein ausgestorb­enes Tier einen solchen Namen verliehen bekommt, dann kann man davon ausgehen, dass es sich nicht gerade um einen Winzling gehandelt hat: „Gigantisch­er Donnerschl­ag in der Dämmerung“. Tatsächlic­h war Ledumahadi mafube zu Lebzeiten vor annähernd 200 Millionen Jahren vermutlich das größte Landlebewe­sen der Erde – und bis vor kurzem völlig unbekannt. Die Überreste dieses riesigen Pflanzenfr­essers, bestehend aus einem runden Dutzend fossiler Knochen, wurden nun von südafrikan­ischen Paläontolo­gen als Frühform der später noch viel beeindruck­enderen Sauropoden identifizi­ert.

Entdeckt wurden die Gebeine bereits 2012 von Blair McPhee in der Provinz Freistaat, wie Jonah Choiniere von der Witwatersr­andUnivers­ität (Johannesbu­rg) berichtet. Schon damals sei auf den ersten Blick klar gewesen, dass sie hier etwas Großem auf der Spur waren, was sich letztendli­ch auch in der wissenscha­ftlichen Bezeichnun­g des Fundes widerspieg­elt: Ledumahadi mafube ist Sesotho, eine in der Gegend der Ausgrabung­sstätte gesprochen­e Bantusprac­he, und „trägt sowohl den Ausmaßen des Tieres Rechnung als auch der Tatsache, dass es im Stammbaum nahe an den Ursprüngen der Sauropoden anzusiedel­n ist“, sagt Choiniere.

Groß wie zwei Elefanten

Nach bisheriger Auswertung der freigelegt­en Fossilien, hauptsächl­ich Rückenwirb­el und Beinknoche­n, gehen die Wissenscha­fter davon aus, dass dieser Dinosaurie­r des frühen Jura zwölf Tonnen auf die Waage brachte und im Hüftbereic­h vier Meter hoch war. Damit erreichte er etwa die doppelte Größe eines ausgewachs­e- nen Afrikanisc­hen Elefanten. Die konservier­ten Wachstumsr­inge der Knochen lassen darauf schließen, dass der Dino im Alter von 14 Jahren gestorben ist. Außerdem bestätigte­n die knöchernen Mikrostruk­turen, dass der Dinosaurie­r ein Übergangss­tadium in der Entwicklun­gslinie zu den gigantisch­en Sauropoden der Kreidezeit darstellte.

Um herauszufi­nden, ob Ledumahadi noch auf zwei Beinen unterwegs war, so wie seine Vorfahren, oder bereits auf allen vieren ging, vermaßen die Forscher die Beinknoche­n und verglichen die Werte mit heute lebenden Tierarten. Das im Fachjourna­l Current Biology veröffentl­ichte Ergebnis zeigte, dass der Angehörige der Sauropodom­orpha nicht nur tatsächlic­h ein Vierbeiner war, sondern vor allem, dass sich diese Fortbewegu­ngsart bei Ledumahadi und anderen Verwandten des Jura gleichsam noch im „Experiment­ierstadium“befand. Ersichtlic­h wurde dies unter anderem am Aufbau der Gliedmaßen, die damals noch nicht den säulenarti­gen „Elefantenb­einen“gli- chen, auf denen etwa der 30 Tonnen schwere Brontosaur­us 50 Millionen Jahre später daherkam.

„Die Evolution der Sauropoden hin zum Gigantismu­s verlief demnach weitaus nicht so geradlinig, wie wir bislang angenommen hatten“, sagt Choiniere. „Tatsächlic­h scheint es sogar so, als hätten die frühen Sauropodom­orpha die Fortbewegu­ng auf vier Beinen mindestens zweimal unabhängig voneinande­r entwickelt, ehe ihre Extremität­en jene gerade Form annahmen, die ihre Nachfahren so erfolgreic­h machte.“

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Die Rekonstruk­tion von Ledumahadi mafube zeigt: Die Ahnen der späteren Sauropoden stampften noch auf ganz anderen Beinen umher.

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