Redefreiheit einmal anders
Es gibt Menschen, deren bloße Anwesenheit in einer politischen Talkshow einen Mehrwert für die Bürger eines Landes darstellt. Sie müssen nicht viel sagen. In der Tat entbehrt das, was sie sagen, womöglich jeder Sinnhaftigkeit. Dadurch, dass sie da sind, erinnern sie die Bevölkerung lediglich an ihre Existenz. Und daran, dass sie einen Posten samt hohem Gehalt und ohne wirkliche Kompetenzen innehaben.
Oder hätten Sie vor Pro und Contra am Mittwochabend auf Puls 4 frisch im Gedächtnis gehabt, dass Ursula Stenzel (FPÖ) weiterhin nicht amtsführende Stadträtin in Wien ist?
Das Thema der Diskussion, zu dem Stenzel freilich wenig beigetragen hat, war jenes Schreiben aus dem Innenministerium, in dem Polizeidienststellen aufgefordert werden, kritische Medien wie STANDARD, Kurier oder Falter nicht mit mehr Informationen zu versorgen als unbedingt notwendig. Neben Stenzel zu Gast waren Ex- Presse- Chef Andreas Unterberger, NeosChefin Beate Meinl-Reisinger und Falter- Chefredakteur Florian Klenk.
Der Erkenntniswert der Diskussion ging dann auch nicht weit über Stenzels anhaltende Nichtamtsführung hinaus. Was die Zuschauer erfahren konnten, kompakt aufgezählt: Ursula Stenzel liest den Falter. Florian Klenk sagt gerne das Wort „verhurt“im Zusammenhang mit Polizeijournalismus. Und Beate Meinl-Reisinger kann, wenn man sie reizt, sehr schnell sehr grantig werden, beherrscht sich aber noch genug, um nicht auf den Glastisch zu hauen.
Hauptsächlich forderten die Diskussionsteilnehmer einander aber energisch zum Ausredenlassen auf. Hat ja auch mit Redefreiheit zu tun, irgendwie. pderStandard. at/TV-Tagebuch