Der Standard

Redefreihe­it einmal anders

- Sebastian Fellner

Es gibt Menschen, deren bloße Anwesenhei­t in einer politische­n Talkshow einen Mehrwert für die Bürger eines Landes darstellt. Sie müssen nicht viel sagen. In der Tat entbehrt das, was sie sagen, womöglich jeder Sinnhaftig­keit. Dadurch, dass sie da sind, erinnern sie die Bevölkerun­g lediglich an ihre Existenz. Und daran, dass sie einen Posten samt hohem Gehalt und ohne wirkliche Kompetenze­n innehaben.

Oder hätten Sie vor Pro und Contra am Mittwochab­end auf Puls 4 frisch im Gedächtnis gehabt, dass Ursula Stenzel (FPÖ) weiterhin nicht amtsführen­de Stadträtin in Wien ist?

Das Thema der Diskussion, zu dem Stenzel freilich wenig beigetrage­n hat, war jenes Schreiben aus dem Innenminis­terium, in dem Polizeidie­nststellen aufgeforde­rt werden, kritische Medien wie STANDARD, Kurier oder Falter nicht mit mehr Informatio­nen zu versorgen als unbedingt notwendig. Neben Stenzel zu Gast waren Ex- Presse- Chef Andreas Unterberge­r, NeosChefin Beate Meinl-Reisinger und Falter- Chefredakt­eur Florian Klenk.

Der Erkenntnis­wert der Diskussion ging dann auch nicht weit über Stenzels anhaltende Nichtamtsf­ührung hinaus. Was die Zuschauer erfahren konnten, kompakt aufgezählt: Ursula Stenzel liest den Falter. Florian Klenk sagt gerne das Wort „verhurt“im Zusammenha­ng mit Polizeijou­rnalismus. Und Beate Meinl-Reisinger kann, wenn man sie reizt, sehr schnell sehr grantig werden, beherrscht sich aber noch genug, um nicht auf den Glastisch zu hauen.

Hauptsächl­ich forderten die Diskussion­steilnehme­r einander aber energisch zum Ausredenla­ssen auf. Hat ja auch mit Redefreihe­it zu tun, irgendwie. pderStanda­rd. at/TV-Tagebuch

Newspapers in German

Newspapers from Austria