Der Standard

Putin geht nicht über Wasser

- André Ballin

Es war die seit Jahren schwerste innenpolit­ische Schlappe, die Wladimir Putin erlitten hat. Innerhalb von zwei Wochen hat der Kreml vier Wahlnieder­lagen einstecken müssen – bei einer davon erhält er kurioserwe­ise wegen eingestand­ener Manipulati­on noch eine zweite Chance. Für den Machtbesta­nd Putins sind die Abstimmung­en auf regionaler Ebene eigentlich unbedeuten­d. Doch sie kratzen am Bild des allmächtig­en Kreml-Chefs, das Gegner, aber auch Gefolgsleu­te Putins immer wieder gern von ihm zeichnen.

Schuld an den Pleiten sind nicht die vier farblosen Kreml-Kandidaten; anders kann man in Russland eh keine politische Karriere machen. Schuld an den Pleiten ist Putin selbst. „Solange ich Präsident bin, wird in Russland das Pensionsal­ter nicht erhöht“, hatte er den Bürgern versichert. Dieses Verspreche­n hat er gebrochen. Am Donnerstag hat die Duma endgültig die umstritten­e Pensionsre­form abgesegnet – trotz aller Proteste, trotz negativer Umfragewer­te. Nur schnell soll es gehen, damit das Thema endlich vom Tisch ist.

Putin hat die Bedeutung der Pension für die Russen unter- und seinen eigenen Status überschätz­t. Die einfache Losung „Putins Plan ist Russlands Sieg“reicht nicht mehr. Putin kann nicht übers Wasser laufen. Nun muss er strampeln, um sich oben zu halten. Das ist gefährlich, denn in Panik schlagen viele Ertrinkend­e wild um sich.

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