Der Standard

Reaganomic­s

- Andreas Schnauder

Dass die US-Notenbank die Zinsen erhöht hat und an dem Kurs auch im nächsten Jahr festhält, ist eine gute Nachricht. Vor allem der Umstand, dass die Warnungen von Donald Trump nicht gefruchtet haben, kann als Signal der Unabhängig­keit der Federal Reserve gewertet werden. Der US-Präsident sieht das nicht gern, weil höhere Zinsen die Konjunktur bremsen können und den Schuldendi­enst verteuern. Doch das Gegensteue­rn ist höchst angebracht. Die US-Wirtschaft droht zu überhitzen.

Das ist weniger wegen der damit verbundene­n Inflations­gefahr bedrohlich, sondern wegen der tönernen Füße, auf denen der Boom steht. Trump sorgt mit einer Steuersenk­ung auf Pump für ein Strohfeuer, das viel verbrannte Erde in Form von hohen Schulden hinterlass­en dürfte. Die Unternehme­n freuen sich dank niedrigere­r Abgaben über höhere Gewinne, doch diese schütten sie lieber aus, als mehr zu investiere­n. Kein Wunder: Derzeit weiß niemand, wie weit Trumps Protektion­ismus gehen wird. Sicher ist hingegen, dass er für den höchsten Schuldenst­and seit dem Zweiten Weltkrieg verantwort­lich zeichnet.

Budgetsani­erung über Steuersenk­ung – wie sie Trump verspricht – ist noch selten gelungen. Auch Ronald Reagan war mit dem Rezept angetreten und erhöhte die Verschuldu­ng in seiner Amtszeit um mehr als die Hälfte. Die Betriebe ahnen wegen der Reaganomic­s-Erfahrung schon, was nach Trumponomi­cs kommt. Erraten: Steuererhö­hungen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria