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Gabi Spiegelfeld ist in aller Munde. Die Vertraute von Kanzler Kurz will das Industrieland Österreich als Marke etablieren und in Salzburg einen Wirtschaftskongress abhalten. Sie stößt damit nicht nur auf Gegenliebe.
Ein lauer Spätsommerabend, prominente Gäste, allen voran Bundeskanzler Sebastian Kurz, kulinarische Köstlichkeiten aus heimischer Küche: Vor zwei Wochen gaben sich höchstrangige Industriekapitäne des Landes ein Stelldichein im Lokal Zum Herkner in Wien-Dornbach, um Österreichs wirtschaftliche Qualitäten in den Vordergrund zu rücken. Tenor: Walzer, Berge, Lederhose und Lipizzaner in allen Ehren, aber das Land hat noch mehr zu bieten. Weltmarktführer in zahlreichen Nischen, innovationsstarke Betriebe und ein attraktives Umfeld zum Beispiel
Geladen hat Gabi Spiegelfeld, eine umtriebige PR-Unternehmerin und Vertraute des Kanzlers, die im Wahlkampf ein Personenkomitee für den ÖVP-Chef auf die Beine stellte. Kein Wunder, dass Kurz zum Event kam, ebenso wie die Industriebosse Wolfgang Hesoun (Siemens), Rainer Seele (OMV), Thomas Arnoldner (Telekom Austria) und viele andere. Sie lauschten Spiegelfelds Ankündigung, eine „Marke Österreich“aufzubauen. Das Land soll künftig über den Tourismus hinaus als Industrieland wahrgenommen werden. Als PR-Expertin hat sie gleich einen Slogan auf der Zunge: „Weniger Mozartkugel, mehr Mateschitz“, stilisiert Spiegelfeld den Red-Bull-Gründer zum Vorbild.
Kommende Woche sollen Nägel mit Köpfen gemacht werden. Gespräche mit vier Ministerien – Tourismus, Nachhaltigkeit, Wirtschaft sowie Bundeskanzleramt – stehen an. Die Beratungsgruppe PwC gehört ebenso zum engsten Zirkel der Initiative wie Industriellenvereinigung und die ÖVPAbgeordnete Theresia Niss-Mitterbauer vom Autozulieferer Miba. Industriegeneral Christoph Neumayer hält die stärkere Betonung von Hightech und Innovation für ein wichtiges Instrument, um ausländische Investitionen und Fachkräfte anzuziehen.
Skeptisch äußern sich Teilnehmer des Events zu Organisation und Umsetzung. Spiegelfeld sei zwar Profi in Sachen Öffentlichkeitsarbeit, eine Dachmarke zu entwickeln und eine globale Strategie aufzusetzen verlange aber andere Kompetenzen, meint ein Industrieller, der namentlich nicht genannt werden will. Dass vor allem Seitenblicke und Dominic Heinzl auf ATV über den Launch des Projekts berichteten, zeige den zu starken SocietyGedanken der Initiative.
Auch Spiegelfelds Rolle im Wahlkampf wird von einigen Beteiligten kritisch gesehen. Nach dem Event im Herkner bedankte sie sich per E-Mail bei den Gästen und lud sie dazu ein, „2000 Euro (bzw. gerne auch einen höheren Betrag Ihrer Wahl)“zu überweisen. So mancher Adressat sieht ein derartiges Sponsoring als unvereinbar mit der Compliance. Zumindest solange keine Gegenleistung erkennbar ist. Für Staunen sorgt auch, dass als Kontoinhaber die Industriellenvereinigung angegeben wird. Neumayer begründet das damit, dass die „Marke Österreich“über keine eigene Organisationsform verfüge und man vorerst die finanzielle Abwicklung durchführe.
Indirekt hängt mit dem „Nation Branding“auch ein zweites Spiegelfeld-Projekt zusammen. Sie will Ende Juli einen Wirtschafts- kongress im Hotel Sacher in Salzburg abhalten. Im Rahmen der dortigen Festspiele sollen auch Industrieklänge erschallen. Als derartige Pläne Ende August ruchbar wurden, rumorte es glatt in Alpbach, wo die gerade anwesenden Teilnehmer des Europäischen Forums angeregt über den potenziellen Konkurrenzcharakter der Salzburg-Veranstaltung diskutierten. Letztlich ortet aber kaum jemand eine Gefahr für Alpbach, das thematisch viel breiter aufgestellt und mit mehr als 5000 Gästen ein Großevent ist. Auch Spiegelfeld nicht, wie sie sagt.
Alpbach-Rauschen
Doch die Unzufriedenheit der Unternehmervertretungen mit den Alpbacher Wirtschaftsgesprächen – IV und Wirtschaftskammer sind ausgestiegen – bleibt aufrecht. Zu viele gesellschaftliche Anlässe, zu wenige Inhalte (und Zimmer), lauten die Kritikpunkte. Dass sich Präsident Franz Fischler beim Programm nicht dreinreden lässt, wird ihm von Wirtschaftskreisen überdies als Arroganz ausgelegt. In IV und WKO werden deshalb Pläne gewälzt, eine Wirtschaftskonferenz mit dem renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT) auf die Beine zu stellen. Die WKO kooperiert schon lange mit dem MIT. Ein weiteres Gerücht: Das Europaforum Wachau auf Stift Göttweig könnte ausgebaut und einen stärkeren wirtschaftlichen Anstrich erhalten.
Forum-Alpbach-Geschäftsführer Philippe Narval hält trotz der Kritik am Kurs fest. 700 Stipendiaten aus 80 Nationen, die in den Tiroler Bergen zusammenfinden, seien ebenso wie das breite Themenfeld und die reiche Geschichte Alpbachs Alleinstellungsmerkmale, die nicht einfach kopiert werden können. Und abgesehen davon sei Fischler gerade in „sehr positiven“Gesprächen mit WKOChef Harald Mahrer.