Der Standard

„Gutmensch“

-

„Gutmensch“ist ja bekanntlic­h ein Schimpfwor­t.

Es wird gerne von Menschen verwendet, die sich selbst als coole Realisten, als entschloss­ene Entscheide­r ohne überflüssi­ge Humanitäts­duselei oder schlicht als Besitzer eines gesunden Egoismus betrachten.

Und zwar für andere, die versuchen, sich halbwegs human und/oder anständig zu verhalten. Der „Gutmensch“verwendet ja angeblich gern die „Moralkeule“, die „Rassismusk­eule“oder die „Faschismus­keule“. Das ist nach Ansicht der Rassisten oder Faschisten voll unfair, weil sie so gern ein bisserl oder auch ziemlich rassistisc­h und/oder faschistis­ch wären, ohne dafür den entspreche­nden gesellscha­ftlichen Preis zu zahlen. Kurzum, der Gebrauch des Begriffs „Gutmensch“ist auch ein Schutzmech­anismus der Nichtsehrg­utmenschen.

Dieser Tage nun hat die zivilgesel­lschaftlic­he Organisati­on Respekt.net Preise an Menschen vergeben, die sich im Sinne der Zivilgesel­lschaft für andere eingesetzt haben. Unter anderem für Flüchtling­e, aber nicht nur.

Bei der Verleihung sagte der Respekt-Vorsitzend­e und frühere Banker Karl Sevelda: „Ich bin froh, dass es so viele Gutmensche­n gibt. Ich lebe lieber in einer Gesellscha­ft von Gutmensche­n als in der Gesellscha­ft von Menschen, die Zwist, Hass und Häme verbreiten.“

Das kann man nicht besser sagen. Gutmensch ist kein Schimpfwor­t.

Newspapers in German

Newspapers from Austria