Der Standard

Unter Rendi-Wagner hält SPÖ hohe Umfragewer­te

Noch steht die SPÖ nicht geschlosse­n hinter der neuen Vorsitzend­en, was auch durch eine Umfrage belegt wird. Aber dieselbe Umfrage zeigt auch: Pamela Rendi-Wagner sorgt für stabile Werte in der Sonntagsfr­age.

- Conrad Seidl

Obwohl der Wechsel von Christian Kern zu Pamela Rendi-Wagner an der Parteispit­ze recht holprig verlaufen ist, kann die SPÖ in der Sonntagsfr­age ihren zweiten Platz unveränder­t halten. Das ergibt eine in dieser Woche unter 800 repräsenta­tiv ausgewählt­en Wahlberech­tigten durchgefüh­rte Umfrage des Linzer Market-Instituts für den Standard.

„Die Ergebnisse unserer September-Hochrechnu­ng sind gegenüber der Hochrechnu­ng von Ende August praktisch unveränder­t. Die ÖVP führt mit 33 Prozent deutlich vor der SPÖ mit 28 Prozent – auf der anderen Seite hat die SPÖ ebenso fünf Prozentpun­kte Sicherheit­sabstand zur FPÖ“, sagt Market-Studienlei­ter David Pfarrhofer. Das bedeutet, dass sowohl ÖVP als auch SPÖ jeweils gut einen Prozentpun­kt über ihrem Nationalra­tswahlerge­bnis aus dem Vorjahr liegen.

Die FPÖ liegt derzeit rund drei Prozentpun­kte unter dem letzten Wahlergebn­is, was Pfarrhofer mit dem Hinweis erklärt, dass der Juniorpart­ner in einer relativ neuen Regierung stets ein wenig schwächere Umfragewer­te erhalte als vor dem Regierungs­eintritt: „In einzelne Vorgänge bei der FPÖ würde ich nicht zu viel hineingehe­imnissen – dazu haben wir ja auch keine Erhebung durchgefüh­rt.“

Leichte Erholung der Grünen

Zudem müsse man bedenken, dass keine Wahlen absehbar sind – und außerhalb von Wahlkampfz­eiten gibt die Sonntagsfr­age zwar Orientieru­ng, sie kann aber keine Wahlprogno­se sein. Was man allerdings sagen könne, ist, dass die Grünen mit aktuell fünf Prozent gute Werte haben.

Nach den Umfragedat­en der vergangene­n Monate liegen sie in den Hochrechnu­ngen dauerhaft über vier Prozent – womit die Chance auf eine Rückkehr in den Nationalra­t intakt bleibt. Die Neos liegen mit derzeit acht Prozent deutlich über ihrem Wahlergebn­is von 5,3 Prozent, die Liste Pilz mit zwei Prozent aber sogar unter der Hälfte der 4,4 Prozent bei der Wahl.

Wo es tatsächlic­h Bewegung gegeben hat, ist in der Kanzlerfra­ge. Dabei werden die Wahlberech­tigten gefragt, welchen Parteichef sie als Kanzler wählen würden oder wer zumindest am ehesten infrage käme.

Kurz in Kanzlerfra­ge stark

Amtsinhabe­r Sebastian Kurz führt in der Kanzlerfra­ge mit 36 Prozent und hält damit einen Abstand von elf Prozentpun­kten auf Pamela Rendi-Wagner, die bei 25 Prozent liegt. Sie hat gegenüber dem bisherigen SPÖ-Vorsitzend­en Christian Kern drei Prozentpun­kte verloren.

Ein näherer Blick in die Umfragedat­en zeigt: Während neun von zehn ÖVP-Wählern sofort sagten, dass sie Kurz als Kanzler wollen, wünschen sich nur sechs von zehn erklärten SPÖ-Anhängern Rendi-Wagner am Ballhauspl­atz. „Da haben sich viele gestandene Rote zunächst auf ‚Ich weiß nicht‘ oder ‚ Keinen davon‘ zurückgezo­gen und erst auf Nachfrage gesagt, dass sie Rendi-Wagner wählen würden, wenn sie könnten“, sagt Pfarrhofer. Er verweist auch darauf, dass sowohl Kurz als auch seine neue Herausford­erin RendiWagne­r bei älteren Befragten deutlich mehr Punkte machen als bei jüngeren – und dass die SPÖChefin bei Männern besser ankommt als bei Frauen.

Der Standard ließ auch erheben, was die österreich­ischen Wahlberech­tigten von Rendi-Wagner im Allgemeine­n halten.

„ Dass eine Frau den Vorsitz in der SPÖ innehat“, finden 57 Prozent mehr oder weniger gut – 26 Prozent gut, weitere 31 Prozent sogar sehr gut. Auch hier urteilen Frauen zurückhalt­ender. Die erklärten Sozialdemo­kraten stimmen allerdings mit großer Mehrheit voll und ganz (52 Prozent) oder überwiegen­d (27 Prozent) zu.

Dass Rendi-Wagner „die beste Wahl für die SPÖ“ist, überzeugt 17 Prozent der Bevölkerun­g voll und 22 Prozent teilweise. Auch hier ist es spannend, ins Detail zu gehen – die SPÖ-Anhängersc­haft stimmt zu 39 Prozent voll und zu 24 Prozent teilweise zu. Knapp jeder fünfte befragte Sozialdemo­krat zog sich aber auf die Position zurück, dass er oder sie nicht wisse, ob Rendi-Wagner wirklich die beste Frau für den Job sei.

Ob Rendi-Wagner „im direkten Vergleich“mit den anderen Spitzenpol­itikern bestehen kann, wird unterschie­dlich bewertet. 39 Prozent haben wenig bis gar keine Zweifel, dass sie gegen FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache (der in der Kanzlerfra­ge mit neun Prozent deutlich hinter Rendi-Wagners 25 Prozent liegt) gut abschneide­n würde. Gegenüber Sebastian Kurz lautet der Wert 35 Prozent – allerdings sind weniger Befragte „voll und ganz“der Meinung, dass Rendi-Wagner bestehen könnte.

Elf Prozent (aber 23 Prozent der SPÖ-Wähler) stimmen voll damit überein, dass sie „gut zur Wählerscha­ft der SPÖ passt“, weitere 32 Prozent sehen das immerhin teilweise so.

Zehn Prozent (und 25 Prozent der SPÖ-Wähler) meinen, dass sie „die Ängste und Sorgen der österreich­ischen Bevölkerun­g“versteht, 22 Prozent trauen ihr das immerhin überwiegen­d zu. Ganz ähnlich ist das Ergebnis, wenn man fragt, ob Rendi-Wagner „eine gute Vertreteri­n der Arbeitnehm­er in Österreich“wäre.

Und steht die SPÖ geschlosse­n hinter Pamela Rendi-Wagner? Davon sind nur sieben Prozent vollständi­g, 20 Prozent teilweise überzeugt – auch in der roten Wählerscha­ft sind längst nicht alle überzeugt: Elf Prozent der SPÖ-Wähler sehen die Partei „sicher nicht“geschlosse­n hinter der Vorsitzend­en, weitere 26 Prozent „überwiegen­d nicht“.

Noch ein Wort zu den politische­n Inhalten: 30 Prozent meinen mehr oder weniger deutlich, die neue Chefin werde die SPÖ nach links führen, elf Prozent meinen im Gegenteil, sie werde die Partei nach rechts führen.

 ??  ?? Foto: Daniel Novotny | Market im Auftrag von Der Standard, telefonisc­he CATI-Interviews sowie Online-Interviews, n= 804 repräsenta­tiv für die wahlberech­tigte österreich­ische Bevölkerun­g, Erhebungsz­eitraum: 25. bis 27. September 2018
Foto: Daniel Novotny | Market im Auftrag von Der Standard, telefonisc­he CATI-Interviews sowie Online-Interviews, n= 804 repräsenta­tiv für die wahlberech­tigte österreich­ische Bevölkerun­g, Erhebungsz­eitraum: 25. bis 27. September 2018

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