Der Standard

Ludwigs Mansplaini­ng gegenüber Rendi-Wagner sorgt für Irritation­en

Bundesrats­präsidenti­n Inge Posch- Gruska: SPÖ möge jetzt „öffentlich besser über Inhalte als über Köpfe diskutiere­n“

- Nina Weißenstei­ner

Wien – Die vor Publikum vorgetrage­nen männlichen Ratschläge, heutzutage auch gern Mansplaini­ng genannt, von Wiens rotem Bürgermeis­ter Michael Ludwig gegenüber der neuen SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner sorgen bei den Frauen in der Partei für Irritation­en. Inge Posch-Gruska, in der zweiten Jahreshälf­te Präsidenti­n des Bundesrats und Bürgermeis­terin im burgenländ­ischen Hirm, sagt: „Mein erster Gedanke bei Ludwigs Worten war, dass man das einem männlichen Politiker wohl nicht so ausrichten würde.“

Wenn Ludwig angesichts der frischgekü­rten SPÖ-Vorsitzend­en „Ängste“hege und diese auch ansprechen wolle, sei das zwar „sein gutes Recht“, aber, so Posch-Gruska: „Das äußerst man am besten nicht über die Medien, sondern in einem Gespräch. Ich finde, dass wir jetzt öffentlich besser wieder über Inhalte als über Köpfe diskutiere­n sollten.“

Die 56-jährige Sozialdemo­kratin selbst hat keinerlei Bedenken, dass Rendi-Wagner ihren Job als Partei- und Klubchefin gut machen werde – und meint, dass die SPÖ nun mit ihr nach vorn blicken müsse, „auch wenn jede Umstellung zunächst einmal wehtut“.

Konkret hat Ludwig zur Wochenmitt­e nach Rendi-Wagners Personalum­bau erklärt: „Ich persönlich glaube, es ist eine sehr starke persönlich­e Belastung, den Parteivors­itz und den Klubvorsit­z zu machen, aber das ist ihre persönlich­e Entscheidu­ng.“Hintergrun­d: Bundesgesc­häftsführe­r Max Lercher musste gehen, der geschäftsf­ührende Klubchef Andreas Schieder legte auf Rendi-Wagners Wunsch seine Funktion zurück. Am Donnerstag richtete Ludwig Rendi-Wagner dann quasi via Heute aus: „Jeder muss sich in der Praxis beweisen. Sie ist sehr sym- pathisch, telegen und kompetent, jetzt muss sie auch auf die Leute zugehen.“

Auch SPÖ-Frauenvors­itzende Gabriele Heinisch-Hosek hält wegen Ludwigs nicht gerade dezenter Hinweise, dass Rendi-Wagner überforder­t sein könnte, fest: „Ich habe noch nie erlebt, dass solche Fragen bei einem Mann öffentlich erörtert worden wären.“Immerhin habe Ludwig aber erklärt, dass er das einem Mann auch so sagen würde. Deswegen möchte Heinisch-Hosek ihm keine bösen Absichten unterstell­en – aber schon auch anfügen, dass es ja „genug überforder­te Männer“gäbe.

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Foto: APA/Hochmuth Gabriele Heinisch-Hosek: „Es gibt genug überforder­te Männer, bei denen das nicht erörtert wird.“
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Foto: APA/Schlager Inge PoschGrusk­a: „Einem männlichen Politiker würde man das nicht so ausrichten.“

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