Der Standard

Rot und Pink matchen sich um Macrons Gunst

Mindestens sechs Parteien kämpfen im Mai um 19 österreich­ische Mandate im EU-Parlament. Doch es geht nicht nur um Spitzenkan­didaten, sondern auch um Allianzen. Heiß begehrt ist ein Andocken an Emanuel Macron.

- Marie-Theres Egyed

Gemeinsamk­eiten weisen SPÖ und Neos meist weit von sich, doch für die kommende EU-Wahl im Mai 2019 setzen beide auf die gleiche Strategie: Sie streben ein europaweit­es Bündnis mit Emanuel Macron an.

Warum der französisc­he Staatschef für viele europäisch­e Parteien ein attraktive­r Partner ist, lässt sich einfach erklären. Seine EnMarche-Bewegung lässt sich nicht so leicht in das bestehende politische Spektrum einordnen. Als Partner ist er daher für all jene interessan­t, die sich als glaubwürdi­ger Alternativ­e gegen Rechtspopu­listen in Europa aufstellen wollen. In diese Auseinande­rsetzung wollen sowohl Liberale als auch Sozialdemo­kraten gehen.

Die Neos feilen schon seit geraumer Zeit daran, Macron an Bord der Alde (Fraktion der Allianz der Liberalen und Demokraten in Europa), zu holen. Nun liegt auch ein Antrag vor, den die europäisch­en Liberalen bei ihrem Alde- Kongress in Madrid am 9.,10. und 11. November beschließe­n werden. Die deutsche FDP, die niederländ­ischen Liberalen und die spanische Ciudados haben bereits unterzeich­net. Dass der Plan aufgehen wird, davon ist Neos-Generalsek­retär Nick Donig überzeugt.

Auch Neos-Chefin Beate MeinlReisi­nger ist zuversicht­lich: „Weder Konservati­ve noch die Sozialdemo­kratie sind glaubhafte Gegner der Populisten und Nationalis­ten“, sagt sie. Außerdem hätten die Neos schon Erfahrung im Schließen von Allianzen, gibt sich Meinl-Reisinger optimistis­ch.

Weniger klar ist, wer für die Neos kandidiere­n wird. Zeitlichen Druck machen sich die Pinken aber nicht. Die Vorwahlen starten frühestens im Jänner 2019, die Kür des Spitzenkan­didaten soll Anfang März vollzogen werden. Immer wieder genannt wird Europaspre­cherin Claudia Gamon. Die Vorarlberg­erin hat am Wahlmanife­st der Alde mitgeschri­eben, zählt zu den bekanntere­n Gesichtern des Neos-Klubs, vertritt die Generation Erasmus und steht auch für die Europa-Euphorie der Pinken. Auf STANDARD- Nachfrage gibt sie sich bedeckt. Bis Ende des Jahres will sie eine Entscheidu­ng treffen.

Kern, Karas, Vilimsky fix

Zumindest sechs Parteien kämpfen um die 19 österreich­ischen Mandate im EU-Parlament. Bei den Großpartei­en sind wenig Überra- schungen zu erwarten. Für die SPÖ will ihr ehemaliger Chef Christian Kern als Spitzenkan­didat antreten. Er pflegt ein gutes Verhältnis zu Frankreich­s Staatschef. Im STANDARD- Interview betonte er zuletzt, wie wichtig es für die europäisch­e Sozialdemo­kratie sei, über ein Bündnis mit Macron ernsthaft nachzudenk­en.

Wieder nach Brüssel will auf jeden Fall auch der freiheitli­che Fraktionsf­ührer Harald Vilimsky. Rückhalt aus der Partei wurde ihm zugesicher­t. Die Blauen sind einer rechtspopu­listischen Wahlallian­z, angelehnt an ihre EU-Fraktion Europa der Nationen und der Freiheit, nicht abgeneigt. Keinesfall­s wollen sie aber einen europaweit­en Spit- zenkandida­ten, das würde ihrem Wahlprogra­mm widersprec­hen, sie wollen lieber die nationalen Kandidaten in den Vordergrun­d rücken. Die Rechtsfrak­tion bemüht sich auch um Viktor Orbáns Fidesz, worüber manche aus der Europäisch­en Volksparte­i wohl nicht so unglücklic­h wären. Darunter auch Othmar Karas, der als sicherer Kandidat für die ÖVP gilt.

Abwarten bei Liste Pilz

Die Grünen konzentrie­ren sich zunächst einmal auf die Bundespart­ei. Zuerst wird im November eine neue Parteispit­ze gewählt, erst im Februar steht die Wahl des EU-Spitzenkan­didaten auf dem Programm. Interesse hat bisher Michel Reimon gezeigt.

Spannend macht es noch die Liste Pilz. „Ich führe Gespräche und baue Strukturen auf, damit wir bei den EU-Wahlen antreten können“, ließ Parteichef­in Maria Stern ausrichten.

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Claudia Gamon könnte für die Neos kandidiere­n. Eine Entscheidu­ng steht aus.
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Christian Kern will für die SPÖ ins EU-Parlament. Sein Jobwechsel verlief holprig.
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Als EU-Parlamenta­rier hat Othmar Karas viel Erfahrung. Seit 1999 vertritt er die ÖVP.
 ??  ?? Harald Vilimsky will in Brüssel bleiben. Die FPÖ steht hinter ihm.
Harald Vilimsky will in Brüssel bleiben. Die FPÖ steht hinter ihm.
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Michel Reimon will sicher für die Grünen antreten. Im Februar wird intern gewählt.

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