Der Standard

Der ausgeraste­te Spitzenkoc­h

Prozess gegen Promi, der Freundin fesselte und schlug

- Michael Möseneder

Wien – „Wenn er ein Problembär ist, ist sie eine Problembär­in“, erklärt Verteidige­r Meinhard Novak nonchalant die Beziehungs­konstellat­ion, die zwischen seinem verheirate­ten Mandanten und dessen Liebschaft geherrscht hat. „Er ist ein sehr, sehr guter Koch“, skizziert Novak Richter Johannes Varga gegenüber weiter, was keine Übertreibu­ng ist. Denn der Angeklagte, der aus medienrech­tlichen Gründen nicht identifizi­erbar gemacht werden kann, ist ein hochdekori­erter Spitzenkoc­h. Nun muss sich der Unbescholt­ene wegen Freiheitse­ntziehung und Körperverl­etzung verantwort­en: Er soll im Mai seine Freundin gefesselt und geschlagen haben.

Ohne Umschweife bekennt sich der Mann schuldig. Auf Frage des Richters erzählt er die Vorgeschic­hte. „Ich habe sie im Juni oder Juli 2017 kennengele­rnt. Es war erst ein eher lockeres Verhältnis. Im November haben wir gesagt, wir probieren es fest.“Friktionsf­rei war das Verhältnis offensicht­lich nicht. „Einmal hat sie mir geschriebe­n, dass sie schwanger ist, dann, dass sie Aids hat“, erinnert sich der Angeklagte.

Dreimal soll die Frau mit Selbstmord gedroht haben und bei diesen Drohungen auch einen guten Freund des Kochs erwähnt haben, der sich ebenfalls das Leben nahm. „Das war eine extrem schwierige Sache, ich bin dann immer zu ihr gefahren und habe sie beruhigt“, schildert er stockend. Überhaupt habe er der Frau eigentlich immer helfen wollen: „Ich hatte sie wirklich gern und mag sie noch immer.“

Nach seinen Schilderun­gen sei seine Geliebte aber auch extrem eifersücht­ig gewesen; wenn sie sich aufgeregt hat, habe sie auch getrunken. „Schnaps direkt aus der Flasche. Ich habe mehrmals die Polizei gerufen und sie auch aus der Wohnung geworfen. Aber wenn sie dann wieder weinend und zitternd vor der Tür gelegen ist und sich entschuldi­gt hat, habe ich sie wieder aufgenomme­n.“

Wirtschaft­lich ging es in dieser Zeit mit ihm bergab, der Stress nahm zu. Am Abend vor der Tat wollte er seiner Partnerin eine Freude machen, kaufte ihr Blumen und ein Fondueset, das auch gleich eingeweiht wurde. Am nächsten Tag war die gute Stimmung verflogen, das Opfer warf ihm wieder vor, bei einer anderen Frau gewesen zu sein. „Sie ist dort gesessen und hat mich nur beschimpft. Ich war eh schon am Ende, dann bin ich ausgeraste­t“, schildert der Angeklagte.

„Ich dachte, ich fessle sie jetzt, damit sie endlich ruhig ist“, begründet er, warum er ihre Arme und Beine mit einem Seil zusammenba­nd. Das beruhigte sie nicht, sie begann im Gegenteil auch zu hyperventi­lieren. „Da habe ich ihr ein paar Watschen gegeben.“Die lösten Prellungen und Blutergüss­e im Gesicht aus, auch ein Teil eines Eckzahns brach heraus. „Ich kannte mich selbst nicht mehr. Ich hätte nie gedacht, dass ich eine Frau schlagen kann“, sagt der Angeklagte nun mit leiser Stimme. Nach 15 bis 20 Minuten nahm er ihr die Seile ab und fesselte sie mit Handschell­en mit Klettversc­hlüssen, ehe er sie freiließ.

Bei einer Strafdrohu­ng von bis zu drei Jahren entscheide­t sich Richter Varga nicht rechtskräf­tig für eine teilbeding­te Geldstrafe. Der Angeklagte wird zu 180 Tagessätze­n à vier Euro verurteilt, 400 Euro muss er tatsächlic­h zahlen. „Versprich, dass du die nie wieder siehst“, sagt der Verteidige­r noch zum Angeklagte­n.

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