Kein Film über Folter mehr
„Void“aus Polizeiausbildung gestrichen – Kritik
Wien – Das Streichen des Kurzfilmes Void aus der Grundausbildung für Polizeischüler sei „sehr bedauerlich“, sagt der Menschenrechtsexperte der Uni Wien, Manfred Nowak, im Standard- Gespräch. Damit mache das Innenministerium „einen mutigen Schritt“rückgängig.
Denn Void zeige, welche wichtige Rolle falscher Korpsgeist und die Furcht untergebener Polizisten vor ihren Vorgesetzten im „bekanntesten Fall von Folter der vergangenen Jahrzehnte in Österreich“gespielt habe.
2013 war der Streifen, dessen Handlung auf der Misshandlung und dem Mordversuch am damaligen Asylwerber Bakary J. durch Polizisten in einem Wiener Lagerhaus im Jahr 2006 basiert, ins Polizeischüler-Curriculum aufgenommen worden. Seitdem bekamen alle Polizisten in spe die 35minütige, beklemmende SemiDokumentation über den Sog von Ausländerhass und entgrenzter Gewaltausübung zu sehen.
Das ist nun vorbei. Die Werknutzung – sie kostete 3360 Euro für fünf Jahre – wurde vom Innenministerium nicht verlängert. Zwar thematisiere Void „die Problematik von Gruppendruck bzw. Gruppendynamik und die Vor- bildwirkung von Vorgesetzten“, spare jedoch Lösungsansätze aus, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme des Innenministeriumssprechers Christoph Pölzl.
Die polizeilichen Bildungszentren hätten daher „die zur Aufarbeitung dieses Films entwickelten Ausbildungsschwerpunkte als besser geeignet beurteilt als der Film an sich“.
„Wir zeigen jetzt ‚Batman‘“
Dass Void als Lehrmittel für angehende Exekutivbeamte in FPÖaffinen Kreisen des Innenministeriums schon länger auf Ablehnung stieß, zeigt ein von der Gruppe FPÖ fails am Donnerstag per Twitter verbreiteter FacebookEintrag. Er liegt dem Standard vor. August Schmiedt, Fachreferent im Kabinett Minister Herbert Kickls, alteriert sich darin mit den Worten „Wir zeigen jetzt Batman – hat den gleichen Wahrheitsgehalt“über den Streifen.
Schmiedt sei früher Personalvertreter für die FPÖ-nahe Auf gewesen und habe „das Zeigen des Filmes in der Polizeiausbildung stets kritisiert“, erklärt dies Alexander Höferl aus dem Kabinett Kickl auf Anfrage per Mail. Schmiedts Facebook-Kommentare seien „nur für Freunde sichtbar“, nach dem Öffentlichmachen habe er sie „umgehend gelöscht“.