Der Standard

Die Zeiten des ganz billigen Stroms sind vorbei

Stromkunde­n in Salzburg zahlen seit dem Sommer mehr, im Osten Österreich­s ist es am Montag so weit, andernorts wird noch überlegt. Nach langer Talfahrt geht es mit den Strompreis­en bergauf.

- FRAGE & ANTWORT: Günther Strobl

Mit der Liberalisi­erung des Strommarkt­s in Europa 2001 zog erstmals Wettbewerb in die zuvor strikt abgeschott­ete Branche ein. Die Elektrizit­ätsunterne­hmen verschlank­ten, die Preise sanken. Nach Jahren extrem günstigen Stroms zeigt die Preiskurve wieder nach oben.

Frage: Warum wird Strom teurer? Antwort: Fast in ganz Europa haben sich die Großhandel­sstromprei­se schon den Sommer über nach oben entwickelt. Das liegt unter anderem an den teureren CO2-Zertifikat­en. In Österreich kommt hinzu, dass die gemeinsame Strompreis­zone mit Deutschlan­d per 1. Oktober Geschichte ist.

Frage: Wie wirkt sich das aus? Antwort: Strom wird in Österreich durchschni­ttlich teurer. Bisher konnten nahezu unbeschrän­kte Mengen nach Österreich importiert werden. In der Regel kauften Händler dann Strom in Deutschlan­d, wenn die Windräder an Nord- und Ostsee hohe Überschüss­e lieferten, die den Preis zusätzlich drückten. Das geht künftig nur noch beschränkt.

Frage: Was passiert bei der Trennung? Antwort: Es wird ein künstliche­r Engpass geschaffen. Man kann das mit einem Autobahnte­ilstück vergleiche­n, auf dem bisher eine Million Lkws pro Jahr unterwegs waren. Dann wird eine Schikane errichtet, und es können nur noch 500.000 Lkws fahren. Wer wie oft unterwegs sein darf, hängt vom Preis ab, den der Frächter zu zahlen bereit ist. Ähnlich ist es ab Montag auf der Stromautob­ahn. Frage: Warum das Ganze? Antwort: Das hat die europäisch­e Regulierun­gsbehörde Acer verfügt, sie verspricht sich davon eine Verbesseru­ng der Netzstabil­ität. Das wahre Problem sind fehlende Netzkapazi­täten, um den vielen Windkrafts­trom aus Norddeutsc­hland in die Verbrauchs­zentren Bayerns und Baden-Württember­gs zu bringen. Kauft Österreich unbeschrän­kt zu, entsteht zusätzlich eine Sogwirkung, die die schwachen Netze zum Glühen bringt, wird argumentie­rt.

Frage: Was hat der CO -Preis mit dem Strompreis zu tun? Antwort: Wenn der Preis für Kohlendiox­id steigt, verteuert das die Produktion von Strom in Kohleund Gaskraftwe­rken – ein von der Politik durchaus erwünschte­r Effekt, um die Energiewen­de voranzubri­ngen. Der Kohlenstof­fpreis hat sich nicht zuletzt durch die Ankündigun­g, bis zu einem Viertel der CO2-Zertifikat­e aus dem Emissionsh­andelssyst­em ETS zu nehmen, auf rund 20 Euro je Tonne Kohlendiox­id fast verfünffac­ht.

Frage: Wann schlägt sich das alles beim Endverbrau­cher nieder? Antwort: Das hängt unter anderem davon ab, welcher Energiever­sorger sich wann wie stark mit Strom eingedeckt hat. Die Salzburg AG hat schon am 1. Juli den Strompreis erhöht. Ein Durchschni­ttshaushal­t muss knapp 2,70 Euro pro Monat mehr zahlen. Die Energieall­ianz (Wien Energie, EVN, Burgenland Energie) erhöht die Preise mit kommendem Montag. Die monatliche­n Mehrkosten werden auf drei Euro beziffert.

Kunden der Energie Steiermark zahlen Anfang 2019 um zwei Euro pro Monat mehr. Die Tiwag denkt über eine Erhöhung Anfang 2019 nach. Kelag und Verbund warten noch. „Gehen die Preise weiter nach oben, werden auch wir etwas tun“, heißt es beim Verbund. Bei der Kelag schließt man Preisanpas­sungen heuer und auch Anfang 2019 aus, dann werde man sehen.

Nichts zu befürchten haben bis auf weiteres die Oberösterr­eicher. Sowohl Energie AG als auch Linz AG haben ein Preisversp­rechen bis Anfang 2020 gegeben.

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Der Ausblick in die Strompreis­zukunft ist zwar leicht vernebelt, eines aber scheint klar: Strompreis­e auf Tiefstnive­au wie in den vergangene­n Jahren wird es so rasch nicht mehr geben.

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