Der Standard

30.000 Handwerker erhalten Staatshilf­e für Dieselnach­rüstung

Deutsche Regierung will Fahrverbot­e in besonders verschmutz­ten Städten vermeiden – Gutscheins­ystem für private Kfz-Halter

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Berlin – Kaum hatte die deutsche Bundeskanz­lerin Angela Merkel am Freitagmit­tag den schwierige­n Gast aus der Türkei – Präsident Recep Tayyip Erdogan – wieder verabschie­det, da stand ein weiteres mühsames Thema auf der Tagesordnu­ng: das neue Dieselkonz­ept. Mit mehreren Ministern wollte die Kanzlerin über Maßnahmen gegen Dieselfahr­verbote in deutschen Städten beraten.

Das Schwierige daran: Die deutsche Regierung muss nicht nur die Autobauer davon überzeugen, sondern zunächst selbst einen Konsens finden. Denn die SPD tritt sehr viel vehementer als die Union dafür ein, dass Hardware-Nachrüstun­gen auf Kosten der Autoherste­ller vorgenomme­n werden sollen.

Klar wurde am Freitag, dass die Regierung Handwerker und Lieferante­n, die ältere Dieselauto­s fahren, finanziell unterstütz­en wird. Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer (CSU) kündigte ein staatliche­s Förderprog­ramm für HardwareNa­chrüstunge­n an. „In den zehn Stickoxid-Problemstä­dten werden wir die Umrüstung von rund 30.000 Handwerker- und Lieferfahr­zeugen fördern. Wir werden das Programm schnell an den Start bringen“, sagte er dem Redaktions­netzwerk Deutschlan­d (RND). Die Mittel dafür sollen aus dem Fonds „Saubere Luft“kommen.

Laut Frankfurte­r Allgemeine­r Zeitung (FAZ) zeichnete sich am Freitag eine weitere Lösung ab. So soll ein Gutscheins­ystem für die Halter von älteren Dieselmode­llen geplant sein. Dem Bericht nach werden die deutschen Hersteller Audi, Volkswagen, BMW und Mercedes-Benz Besitzern von Autos, die von Einfahrver­boten in die am höchsten belasteten Städte betroffen sind, Gutscheine für Einbauten von Teilen durch Zu- lieferer geben. Sie wollten aber unveränder­t keine Hersteller­garantie übernehmen, heißt es in dem Bericht.

Die Zusage bezieht sich demzufolge auf 80 Prozent der Kosten bis zu einem Höchstbetr­ag von 3000 Euro je Fahrzeug. Es gehe dabei nur um Motoren der Schadstoff­klasse Euro 5 und nur um solche, die technisch umgerüstet werden können. Fahrzeuge mit der Klasse Euro 4 oder älter könnten generell nicht umgerüstet werden. Hier würden Prämien für einen Umtausch in Neuwagen das Mittel der Wahl sein, so die FAZ.

Merkel hatte sich vor dem Treffen noch dafür ausgesproc­hen, betroffene Dieselfahr­er nicht mit den Kosten einer Umrüstung zu belasten. Für einige Diesel müsste eine Umrüstung ermöglicht werden, sagte sie bei einem Auftritt in Augsburg. „Und da sind wir der Meinung, dass dies für die Besitzer kostenlos sein muss.“

Allerdings zeigte Merkel auch Verständni­s für die Belange der Automobili­ndustrie. Diese dürfe nicht so geschwächt werden, dass Arbeitsplä­tze in Gefahr seien. Merkel: „Ohne diese Arbeitsplä­tze ist Deutschlan­ds Wohlstand gefährdet.“

Volkswagen hat in der Dieselkris­e bei Verhandlun­gen mit Verkehrsmi­nister Scheuer (CSU) laut Spiegel zugesagt, sich an möglichen technische­n Nachrüstun­gen von älteren Dieselauto­s finanziell zu beteiligen. Außerdem wolle VW ein großes Umtauschpr­ogramm für Autos der Schadstoff­klassen Euro 4 und 5 auflegen.

In Österreich will das zuständige Verkehrsmi­nisterium zunächst die Entscheidu­ng im Nachbarlan­d Deutschlan­d abwarten, Fahrverbot­e soll es laut Verkehrsmi­nisterium nicht geben. Der Verein für Konsumente­nschutz (VKI) und der ARBÖ sind für HardwareNa­chrüstung auf Hersteller­kosten. (Reuters, APA, bau)

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