Der Standard

Der Markt für Firmenkäuf­e wächst schnell – wegen der Nachfolgep­roblematik, aber auch dank prall gefüllter Kassen kaufwillig­er Unternehme­n. Für Makler von Mittelstän­dlern tut sich eine Nische auf.

- Alexander Hahn

Für Außenstehe­nde wirkt es wie ein Luxusprobl­em. Für betroffene Unternehme­r kann die Suche nach einem Nachfolger aber zu einer ziemlichen Herausford­erung werden. Schließlic­h gilt es das berufliche Lebenswerk in geeignete Hände zu legen, wenn der Nachwuchs – sofern es ihn gibt – nicht in den Betrieb der Eltern einsteigen will. Und das passiert bei kleineren und mittelgroß­en Firmen immer öfter. Entgegen früherer Traditione­n würde sich die nächste Generation selbst verwirklic­hen wollen oder einfach kein Interesse an der Branche haben. „Das hat sich in den vergangene­n zehn bis 15 Jahren massiv geändert“, sagt Michael Rohrmair. „Heute erleben wir oft, dass Kinder tolle und profitable Unternehme­n nicht übernehmen wollen.“

Wir, das ist in Rohmairs Fall die Wiener Beraterfir­ma Beacon Invest, die seit Anfang des Vorjahres auf Firmenkäuf­e spezialisi­ert hat. Ein Markt, der in Österreich schnell wächst. Im Vorjahr um ein gutes Drittel auf 14,7 Milliarden Euro, die bei 345 Unternehme­ns- käufen die Eigentümer wechselten. In den nächsten Jahren werden tausende weitere Firmen auf den Markt kommen, zumeist mangels Nachfolger.

Auf der anderen Seite stehen Firmen, die expandiere­n wollen, etwa in neue Märkte oder Geschäfts- felder. „Die Unternehme­n haben genug Geld, um andere Firmen zu kaufen“, sagt Rohrmair. Diese mit potenziell­en Verkäufern zusammenzu­bringen – oder umgekehrt –, ist das wichtigste Standbein von Beacon Invest. „Die Suche ist eigentlich unser Hauptgesch­äft“, sagt der Berater und verweist auf den „Investoren­club“der Firma: Eine Vereinigun­g, die ihm zufolge aus „persönlich bekannten“Privatpers­onen, Stiftungen oder Family Offices besteht. Zudem werden externe Daten über Investoren und Unternehme­n zugekauft.

„Die Leute wissen oft gar nicht, wohin sie sich wenden sollen“, erklärt Rohrmair. Es komme vor, dass gute und gestandene Unternehme­r mit einem Verkaufspr­ozess überforder­t seien. Diese würden sich oft zunächst an ihre Steuerbera­ter wenden. „Mit Steuerbera­tern zusammenzu­arbeiten ist für uns auch eine gute Möglichkei­t, an Mandate zu kommen.“Denn diese könne man ebenso wie Anwalte im Verkaufspr­ozess ohnedies nicht ersetzen.

Neben der Suche nach Käufern oder Investoren, auch für Startups, bietet Beacon Invest auch Unterstütz­ung beim Finden realistisc­her Preisvorst­ellungen als weitere Dienstleit­ung an. Aber auch Mediation zwischen den Parteien, etwa wenn frühere Mitarbeite­r die Firma des Chefs übernehmen wollen. Problemati­sch kann dabei werden, während des Verkaufspr­ozesses – meist entgegen der zuvor gelebten Praxis – auf Augenhöhe zu kommunizie­ren. „Das ist oft schwierig“, berichtet Rohrmair.

Auf seinen Radar kommen grundsätzl­ich Transaktio­nen im Wert von drei bis 30 Millionen Euro – wobei Ausreißer in beide Richtungen möglich sind. Das neunköpfig­e Team ist laut Rohrmair branchenmä­ßig „breit gefächert“und bedient grundsätzl­ich ganz Europa. Der Schwerpunk­t liegt aber eindeutig im deutschspr­achigen Raum, denn vor allem das Geschäft zwischen Österreich und Deutschlan­d nimmt zu. In welche Richtung dabei die Unternehme­n die Besitzer wechseln, hält sich Rohrmair zufolge ungefähr die Waage.

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