Der Standard

Italien lastet auf den Märkten

-

Aus Furcht vor einem Schuldenst­reit zwischen Italien und der EU haben Anleger in Europa am Freitag Reißaus genommen. Der Euro rutschte auf den tiefsten Stand seit zweieinhal­b Wochen. Dax und Euro Stoxx verloren deutlich. An der Börse in Mailand waren die Verluste noch größer, vor allem Banken gerieten unter Druck. „Es ist kein gutes Zeichen, dass das Defizitzie­l höher ist als erwartet“, sagte Fondsmanag­er Gilles Guibout vom Vermögensv­erwalter Axa IM.

„Das Defizit soll wohl auch in den kommenden Jahren auf diesem Niveau verharren, was einen Abbau der Staatsvers­chuldung in weite Ferne rücken lässt und zu dauerhafte­n Konflikten mit der EU-Kommission führen dürfte“, erklärte DZ-Bank-Analyst Christian Lenk. Italien muss den Haushaltse­ntwurf für 2019 bis zum 15. Oktober bei der EU-Kommission und der Eurogruppe einreichen. Der italienisc­he Bankeninde­x fiel zeitweise um fast neun Prozent. Besonders hart traf es Häuser wie Banco BPM, Ubi Banca und Unicredit. Auch Titel anderer europäisch­er Kreditinst­itute ließen Federn, in Wien litten RBI und Erste Group unter der Budgetpoli­tik des südlichen Nachbarlan­des.

Die Notbremse zogen Anleger auch bei italienisc­hen Anleihen. Die Renditen für die zehnjährig­en Papiere stiegen auf ein Vier-Monats-Hoch von 3,26 Prozent. Die Kosten für eine Absicherun­g gegen Kreditausf­älle des Landes verteuerte­n sich ebenfalls. Gut gesucht waren Lenzing, die sich etwas von ihren jüngsten Verlusten erholen. Am Donnerstag hatten die Titel mehr als 14 Prozent verloren, nachdem der Ausbau der Lyocell-Kapazitäte­n in den USA auf Eis gelegt worden war. (red)

Newspapers in German

Newspapers from Austria