Der Standard

KOPF DES TAGES

Ein Videospiel­er auf dem Podest der Top-Athleten

- Nana Siebert

Er verkörpert das, was man als klassische­n Nerd bezeichnen würde: ein schlaksige­r Kerl mit bunten Haaren und unreiner Haut, der seine Zeit fast ausschließ­lich vor dem Computer verbringt.

Trotzdem spielt der Amerikaner Tyler „Ninja“Blevins nun offiziell in einer Liga mit Sportstars wie dem Fußballer Neymar oder dem Golfer Tiger Woods. Der 26-Jährige hat es auf das Oktober-Cover des renommiert­en US-Sportmagaz­ins ESPN geschafft – als erster Athlet in einer Disziplin, die sonst nicht unbedingt mit Sport assoziiert wird.

Denn „Ninja“, wie ihn seine Fans nennen, ist der beste Fortnite: Battle Royal- Spieler der Welt. Für das Online-Videospiel, bei dem man seine Gegner mit diversen Waffen umstandslo­s niederball­ert, braucht man im Gegensatz zu herkömmlic­hen Sportarten keine Muskeln – außer vielleicht in den Fingern.

Mehr als elf Millionen User folgen dem Coverboy der Gaming-Szene auf Amazons Streaming-Portal Twitch, das vor allem zur Übertragun­g von Videospiel­en genutzt wird. Auf Youtube hat er 17 Millionen Fans. Für ihn ein lukratives Business: Dank Abo-Gebühren und Spenden seiner Fans nimmt „Ninja“jeden Monat 500.000 Dollar ein. „Manche halten es für lä- cherlich, aber es ist ein harter Job“, erzählte er dem ESPN- Magazin. „Ich spiele zwölf Stunden am Tag, das sind etwa 50 Matches. Ich muss ständig üben und meine Taktik weiter schärfen. Dafür habe Schlaf und Soziallebe­n zurückgest­uft.“

Das Management hat deshalb praktische­rweise Ehefrau Jessica Blevin übernommen. Die 26Jährige, unter dem Pseudonym „JGhosty“ebenfalls erfolgreic­he E-Gamerin, koordinier­t im Alleingang das Millionenu­nternehmen, das sie „Team Ninja“nennt. „Wir wollen ihn in Hollywood bekanntmac­hen, er gehört auf den Red Carpet wie andere Athleten auch“, skizziert sie gegenüber dem Business Insider ihren Masterplan. Jessica war es auch, die im Frühjahr 2018 jenen PR-Deal einfädelte, der „Ninjas“Followerza­hlen in neue Höhen schnellen ließ: ein Fortnite- Live-Match gegen die Star-Rapper Drake und Travis Scott, das mit 600.000 gleichzeit­igen Zuschauern einen neuen Rekord aufstellte.

Ihr Engagement dankt „Ninja“seiner Frau mit einer etwas kurios anmutenden Geste: Aus Respekt vor seiner Ehe werde er keine Spiele mehr gegen weibliche Fortnite- Streamerin­nen austragen. Ein Entschluss, der in sozialen Netzwerken als „sexistisch“ausgelegt wird.

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Foto: Getty / Ethan Miller Fortnite-Spieler „Ninja“ist auf dem Cover des US-Sportmagaz­ins „ESPN“.

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