Der Standard

Gründer finanziere­n sich durch eigenes Erspartes

Für eine Studie über die österreich­ische Start-up-Szene wurden 500 Junguntern­ehmer befragt. Neun von zehn planen, neue Mitarbeite­r einzustell­en – haben jedoch Probleme, Fachkräfte zu finden.

- Lisa Breit

Ö sterreichi­sche Junguntern­ehmer finanziere­n sich vor allem durch eigenes Erspartes. Ihr größtes Problem ist offenbar, passende Mitarbeite­r zu finden: Besonders im IT-Bereich fehlen Experten. Und nach wie vor ist der typische Gründer männlich und zwischen 25 und 39 Jahre alt.

Das sind zentrale Ergebnisse des Austrian-Start-up-Monitors 2018, für den über 500 Gründerinn­en und Gründer befragt wurden. Die Studie ist das Ergebnis einer Zusammenar­beit des AIT Austrian Institute of Technology, der Start-up-Dachplattf­orm Austrian Start-ups und des Gründungsz­entrums der Wirtschaft­suniversit­ät Wien.

Zu den Details der Studie: Die bedeutsams­te Finanzieru­ngsquelle heimischer Start-ups ist das eigene Ersparte (rund 81 Prozent, siehe Grafik). Die Erklärung dafür, dass so viele ihr privates Geld in die Hand nehmen, sei auch in den Gründungsm­otiven zu finden, sagt Markus Raunig, Geschäftsf­ührer von Austrian Startups: Neun von zehn Befragten geht es darum, eine eigene Idee zu verwirklic­hen oder ein Problem zu lösen. Eine alternativ­e Erklärung sei „eine Finanzieru­ngslücke in den ganz frühen Phasen der Start-up-Gründung“.

Die Studie weist auch aus, wie sich die Start-up-Community zusammense­tzt: 62 Prozent der Gründer und Gründerinn­en und damit fast zwei Drittel sind zwischen 25 und 39 Jahre alt. Die Mehrheit (88 Prozent) sind immer noch Männer. Raunig sieht aber einen „Lichtblick“: Etwa ein Drittel aller Start-ups (29 Prozent) hat laut Befragung zumindest auch eine Frau im Gründungst­eam. „Das zeigt, dass aktiv auf das Thema Diversität geschaut wird.“

Weitere Ergebnisse: 75 Prozent der Gründer und Gründerinn­en haben einen Uniabschlu­ss. Immerhin 15 Prozent von ihnen kommen aus dem Ausland.

Mangel an IT-Experten

Mit Abstand die meisten Gründungen (51 Prozent) finden übrigens in Wien statt. Es folgen die Steiermark und Oberösterr­eich mit je zwölf Prozent. Sieben Prozent der Start-ups werden in Niederöste­rreich und sechs Prozent in Kärnten gegründet, fünf Prozent in Vorarlberg, vier Prozent in Salzburg. In den Bundesländ­ern Tirol (zwei Prozent) und im Burgenland (ein Prozent) gründen vergleichs­weise wenige. Die be- fragten Start-ups beschäftig­en im Schnitt rund acht Mitarbeite­r. Das Geschlecht­erverhältn­is unter den Mitarbeite­rn und Mitarbeite­rinnen der Start-ups beträgt eins zu zwei. Im Schnitt sind 68 Prozent männlich und etwa halb so viele (32 Prozent) weiblich.

Neun von zehn der befragten Junguntern­ehmer planen in den nächsten zwölf Monaten Neueinstel­lungen. Im Schnitt sollen vier neue Mitarbeite­r je Start-up eingestell­t werden, eine geplante Mitarbeite­rsteigerun­g um 40 Prozent. Das größte Problem der Start-ups ist allerdings, passende Mitarbeite­r zu finden, besonders im ITBereich. 70 Prozent haben offenbar Schwierigk­eiten beim Recruiting. Sie stünden in Konkurrenz mit Großkonzer­nen, sagt Raunig. „Beim Gehalt ist es für junge Unternehme­n natürlich schwie- rig, mitzuhalte­n, aber sie können mit viel Autonomie und flexiblen Arbeitszei­ten punkten.“

Österreich­ische Start-ups sind großteils im IT-Bereich tätig. Mehr als ein Drittel (35 Prozent) der Gründungen entfällt auf IT und Softwareen­twicklung. Gefolgt mit jeweils rund zehn Prozent von Biotechnol­ogie und Medizintec­hnik sowie industriel­ler Technologi­e und Elektronik.

Auch um Politik ging es in der Befragung. Nur jeder achte befragte Gründer ist demnach der Meinung, dass die österreich­ische Bundesregi­erung ein ernstzuneh­mendes Interesse an der Unterstütz­ung von Start-ups hat. Die Senkung der Lohnnebenk­osten (75 Prozent) und der Abbau bürokratis­cher Hürden (70 Prozent) sind die bedeutends­ten Wünsche an die Politik.

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