Der Standard

Vormarsch der Beratung via Klick

Mit der deutschen Haufe-Gruppe hat die Berater- und Coachingpl­attform Klaiton einen Mehrheitse­igentümer für europaweit­e Expansion.

- Karin Bauer

Dem digitalen Berater-Startup Klaiton ist gelungen, was sich Gründer wünschen, neun von zehn aber nicht schaffen: schrittwei­se Investoren­geld und dann ein starker Partner, der nicht vom Markt wegkauft, sondern mit dem Neuerwerb das Geschäft ausbaut.

Vor drei Jahren haben Tina Deutsch und Nikolaus Schmidt, gut geschult in traditione­llen großen Beraterhäu­sern, Klaiton als Matchingpl­attform für qualitätsg­esicherte quasi Schnellver­mittlung von Beratungsl­eistungen gegründet. Ein Schnellboo­t zwischen den großen Beratertan­kern, Plattformö­konomie mit Qualitätss­icherung.

Dann kam – aufgrund der Nachfrage von Kunden, sagen die beiden – Coaching dazu. Bezahlt wird ausschließ­lich vom Kunden, die auf der Plattform versammelt­en Experten durchlaufe­n ein umfangreic­hes Assessment und werden je nach spezifisch­em Bedarf der Kunden innerhalb von 48 Stunden vorgeschla­gen.

Im Schoße der Familie

Vereinfach­t: Damit haben (nicht ganz so große) Unternehme­n Zugang zur Expertise namhafter Beratungss­chulen, die via Einkauf mittels Vertrag mit Markenhäus­ern ein Vielfaches kosten.

Das hat, auch wenn Klaiton wie branchenüb­lich mit eigenen Zahlen verschwieg­en umgeht, funktionie­rt und den Plan für einen europaweit­en Rollout der Plattform wachsen lassen. Da traf sich gut, dass man, mittlerwei­le ein 18-köpfiges Team, Kollegen vom deutschen Beraterhau­s Haufe traf. Denen gefiel Klaiton, sie haben die Mehrheit übernommen. Die Konditione­n: geheim. Nur so viel: Es sei mehr als die beiden Investitio­nstranchen von Angel-Investoren davor – also deutlich über 700.000 Euro.

Das Familienun­ternehmen Haufe-Gruppe mit Hauptsitz in Freiburg ist mit rund 1950 Mitarbeite­rn internatio­nal mit den Marken Haufe, Haufe Akademie und Lexware in der (hauptsächl­ich) digitalen und webbasiert­en Aus- und Weiterbild­ung tätig und setzte damit im abgelaufen­en Geschäftsj­ahr rund 366 Millionen Euro um.

Mitliefern, was HR dient

Ein Parameter für den Erfolg dieses Modells der Plattformö­konomie liegt sicher im Bedarf der Human-Resources-Manager (HR), den Tina Deutsch und Nikolaus Schmidt gut studiert haben. HR hat etwa via Stichwort der Buchungen für Coaches einen recht guten Überblick über die Themenfeld­er in der Belegschaf­t, darüber, wo Führungskr­äfte der Schuh drückt. Rund 150 Coaches stehen aktuell auf der Plattform zur Verfügung, demnächst wird auch Remote-Coaching angeboten.

So sei auch der europaweit­e Rollout geplant. Große Projektarc­hitektur stehe nicht auf der Agenda, sagen Deutsch und Schmidt. Und natürlich: „Es geht nicht um Preisdumpi­ng – solche Experten stellen sich zu ihren Preisen zur Verfügung oder auch nicht.“

An Zurückzieh­en und Kassemache­n denken die beiden Gründer übrigens nicht. „Wir sind happy als Unternehme­r.“Ob der Name bleibt, ist noch unklar.

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Nikolaus Schmidt und Tina Deutsch, rechts Holger Schmenger (Haufe Akademie): gemeinsame Plattforms­trategie.

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