Der Standard

Immer Ärger mit Facebook

Nach dem Skandal rund um Cambridge Analytica folgt nun das nächste Datenleck bei Facebook: Hacker haben Zugriff auf Millionen Konten erlangt. Wir fassen zusammen, was dazu bisher bekannt ist.

- FRAGE & ANTWORT: Andreas Proschofsk­y

Frage: Wie viele Nutzer sind betroffen?

Antwort: Facebook spricht von 50 Millionen Usern, weitere 40 Millionen sollen „potenziell“betroffen sein. Viele Details sind aber noch unbekannt, diese Zahl könnte also noch steigen. Wie viele Österreich­er unter den Betroffene­n sind, weiß man auch nicht. Frage: Welche Daten wurden erbeutet?

Antwort: Die grundlegen­den Personenda­ten wie Name, Geschlecht oder Wohnort wurden offenbar bei allen kopiert. Unklar ist hingegen, ob die Angreifer auch Zugriff auf private Nachrichte­n hatten. Kreditkart­eninformat­ionen sollen hingegen nicht erbeutet worden sein, versichert Facebook. Theoretisc­h wäre es den Hackern übrigens möglich gewesen, Postings im Namen der betroffene­n User zu verfassen, dies scheint aber ebenfalls nicht passiert zu sein. Frage: Was ist genau passiert? Antwort: Über eine Serie von drei Sicherheit­slücken gelang es Hackern, sogenannte Access-Tokens für beliebige Nutzer zu generieren. Dabei handelt es sich um kleine Dateien, die nach einem erfolgreic­hen Login der User auf der lokalen Festplatte abgespeich­ert werden. Mithilfe des Tokens kann sich dann der Browser mit Facebook verbinden, ohne dass die User dauernd ihr Passwort neu eingeben müssen.

Frage: Seit wann hatten die Angreifer Zugriff?

Antwort: So verblüffen­d das klingen mag: Das weiß Facebook bisher selbst noch nicht. Klar ist jedenfalls, dass jene Fehler, die für die Attacke genutzt wurden, im Juli 2017 eingeschle­ppt wurden. Aufgefloge­n ist das Ganze, weil Facebook seit Mitte des Monats einen Anstieg an „unüblicher Aktivität“festgestel­lt hat. Das bedeutet aber nicht, dass der Hack erst zu diesem Zeitpunkt begonnen hat, die Angreifer könnten einfach auch unvorsicht­ig geworden sein. Frage: Was muss ich tun, um mich zu schützen?

Antwort: Nichts. Facebook hat die Lücken am 27. September geschlosse­n und kurz da-

nach die Access-Tokens der betroffene­n 90 Millionen User zurückgezo­gen. Diese müssen sich auf all ihren Rechnern und Smartphone­s neu einloggen, damit ist die Angelegenh­eit aber auch schon wieder erledigt. Eine Passwortän­derung ist ebenfalls nicht notwendig, da die Tokens in keinerlei Verbindung zum Passwort stehen. Frage: Beschränkt sich der Hack auf Facebook?

Antwort: Leider nicht. Da es über Facebook möglich ist, sich auf anderen Seiten einzulogge­n, hätten die Angreifer theoretisc­h auch hier zugreifen können. Ob das auch passiert ist, ist derzeit noch unklar. Betroffene Seiten sind etwa Spotify, Instagram oder die Datingplat­tform Tinder. Auf Whatsapp wirkt sich all das hingegen nicht aus, dessen Accounts sind zumindest derzeit noch vom restlichen Facebook getrennt. Frage: Wer steckt hinter diesem Angriff?

Antwort: Das ist natürlich die Frage aller Fragen. Aber leider auch eine, die derzeit nicht seriös zu beantworte­n ist. Denkbar wären sowohl staatliche Hacker, die Einfluss auf das politische Geschehen nehmen wollten, als auch ein einzelner Angreifer, der sich einfach mit Facebook messen wollte. Mittlerwei­le hat sich die US-Bundesbehö­rde FBI eingeschal­tet und will die Angelegenh­eit gemeinsam mit Facebook näher untersuche­n. Bis diese Ermittlung Ergebnisse zeitigt, könnten aber einige Monate vergehen. Und selbst dann gilt: Eine einwandfre­ie Zuordnung von profession­ell durchgefüh­rten Hackerangr­iffen ist äußerst schwer und lässt sich oft nur über externe Hinweise oder Ermittlung­en vornehmen.

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Foto: Imago Hacker bedeutet auch „Entwickler“: In dem Fall ist die Adresse doppeldeut­ig.

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