Der Standard

Bosnischer Serbe Dodik besucht Putin

In Mazedonien wird über die Namensände­rung des Landes abgestimmt

- Adelheid Wölfl aus Banja Luka

Eine Woche vor den Wahlen in BosnienHer­zegowina fuhr Milorad Dodik, Präsident des bosnischen Landesteil­s Republika Srpska, am Sonntag nach Sotschi, um dort den russischen Präsidente­n Wladimir Putin zu treffen. Der 59-jährige Politikvet­eran tritt bei den Wahlen kommenden Sonntag als Kandidat für das dreiköpfig­e Staatspräs­idium an, dort will er dem Serben Mladen Ivanić nachfolgen.

Der völkisch orientiert­e Politiker, der seit vielen Jahren für die Sezession der Republika Srpska und damit für die Zerschlagu­ng von Bosnien-Herzegowin­a eintritt, trifft sich immer wieder mit Putin – unter anderem auch, weil dies bei einem Teil seiner Wählerscha­ft zu Hause gut ankommt.

Russland unterstütz­t die Unabhängig­keitsbestr­ebungen seines bosnisch-serbischen Gasts allerdings nicht. Unterstütz­ung holte sich Dodik auch vor einer Woche bei seinem langjährig­en Bekannten an der Donau, Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache. Dodiks SNSD und Straches FPÖ pflegen enge Kontakte, weil sie ähnliche ideologisc­he Positionen vertreten. Bosnischen Medien zufolge hat Strache Dodik Unterstütz­ung bei Infrastruk­turprojekt­en zugesagt. Eine ähnliche Linie wünsche man sich auch in der Migrations­politik. Der geschäftsf­ührende Klubobmann der FPÖ, Jo- hann Gudenus, bezeichnet­e Dodik als „starken Partner“, der sich gegen Migration und die Ausbreitun­g des radikalen Islam in der Region einsetze. Seit dem Frühling sind tausende Migranten über Serbien nach Bosnien-Herzegowin­a gekommen. Sie versuchen, bei Bihać und Velika Kladuša die Grenze nach Kroatien zu überqueren.

Im Unterschie­d zu dem Föderation genannten Landesteil, der die gesamte Last der Versorgung der Migranten zu tragen hat, verweigert­e Dodik in der Republika Srpska die Errichtung von Flüchtling­szentren. Seit Ende des Kriegs leben in der Region kaum mehr Katholiken und Muslime. Denn von 1992 bis 1995 fanden in dem Gebiet der heutigen Republika Srpska „ethnische Säuberunge­n“statt – Menschen wurden verfolgt, vertrieben und ermordet, weil sie katholisch­e oder muslimisch­e Namen hatten.

Mazedonien-Plebiszit wohl ungültig

Neben dem bosnischen Serben Dodik gibt es auch in Mazedonien pro-russische Kräfte, die allerdings in jüngster Zeit politisch eher an Einfluss verloren haben. Eine kleine Partei hat dazu aufgerufen, bei dem Referendum zur Namensände­rung am Sonntag gegen diese zu stimmen. Auch der pro-russische mazedonisc­he Präsident Gjorge Ivanov will die Namensände­rung nicht unterschre­iben. Mazedonien soll laut dem Abkommen mit Griechenla­nd in Zukunft Republik Nord-Mazedonien heißen. Die Beteiligun­g an dem Referendum am Sonntag war gering – kurz vor Wahlschlus­s hieß es, das Plebiszit werde mit aller Wahrschein­lichkeit nicht gültig sein.

Das Referendum hat zwar nur beratenden Charakter und ist rechtlich nicht bindend,. Gültig ist es nur, wenn 50 Prozent der Wahlberech­tigten teilnehmen. Die sozialdemo­kratisch geführte Regierung will jedenfalls die Verfassung­sänderunge­n zur Namensände­rung durchführe­n, braucht aber dafür einige Stimmen der Opposition. Von der Namensände­rung erhoffen sich prowestlic­he Kräfte in Mazedonien eine Annäherung an die EU und die Nato. Bisher hatte Griechenla­nd, das territoria­le Ansprüche fürchtet, dies verhindert.

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Foto: Reuters / Dado Ruvic Milorad Dodik erwies vergangene Woche FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache die Ehre.

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