Der Standard

Lasst ihn kiffen

- Andreas Schnauder

Elon Musk hat einen ordentlich­en Hieb, oder er will mit deplatzier­ten Sprüchen (oder Tweets) Aufmerksam­keit erregen. Oder beides. Mal kifft er vor laufender Kamera, mal bezeichnet er einen Taucher, der bei der Rettung eines thailändis­chen Fußballtea­ms mitgeholfe­n hat, als Pädophilen, mal verkündet er einen dubiosen Plan zum Rückzug des E-Autoherste­llers Tesla von der Börse. Was bedenklich stimmt: Die Eskapaden des Tech-Milliardär­s haben sich in den letzten Monaten massiv gehäuft.

Das mag man als exzentrisc­hes Gehabe des findigen Unternehme­rs abtun – Genie und Wahnsinn liegen ja oft nah beieinande­r. Doch bei Verstößen gegen Börsenrege­ln darf es kein Pardon geben. Daher ist die anfangs geharnisch­te Vorgangswe­ise der Aufsichtsb­ehörde SEC gegen Musk und Tesla nach der haltlosen Ankündigun­g eines Delistings nur zu begrüßen. Dass Musk nun mit einer Geldstrafe und dem Rückzug als Chairman recht glimpflich davonkommt, sollte nicht als Schwäche der SEC interpreti­ert werden. Weder der E-Autokonzer­n noch dessen Anleger hätten etwas davon, wenn Musk gänzlich den Hut nehmen müsste. Und mit einem unabhängig­en Verwaltung­sratschef als Strategie- und Kontrollin­stanz an der Seite sollten börsenrele­vante Tweets Geschichte sein.

Musk kann kiffen, so viel er will. Doch bei Kursmanipu­lation darf nicht gewartet werden, bis Gras über die Sache gewachsen ist.

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