Der Standard

Facebook droht wegen Hacks Milliarden­strafe

EU-Datenschut­zgrundvero­rdnung könnte erstmals auf die Probe gestellt werden

- Markus Sulzbacher

Dublin / Menlo Park – Bei der irischen Datenschut­zkommissio­n zeigt man sich mit Facebooks Reaktion auf einen aktuellen Hacker-Angriff unzufriede­n. In einer Stellungna­hme kritisiere­n die Datenschüt­zer, dass die Firma bisher weder exakte Informatio­nen dazu geliefert habe, welche Daten kopiert wurden, noch dazu, wie groß das Risiko für die Nutzer des sozialen Netzwerks sei. Dies, obwohl das Unternehme­n schon seit Dienstag von dem Angriff wisse. Facebook musste am Freitagabe­nd eingestehe­n, dass es unbekannte­n Angreifern gelungen sei, auf die Accounts von mindestens 50 Millionen Nutzern zuzugreife­n.

Teurer Spaß

Vonseiten Facebooks heißt es nun, dass man so schnell wie möglich auf die Fragen der Datenschüt­zer eingehen wolle. Eine prompte Reaktion ist dabei durchaus im eigenen Interesse: Sollte sich nämlich herausstel­len, dass das soziale Netzwerk fahrlässig gehandelt hat, könnte es eine saftige Strafe geben: Nach der Datenschut­zgrundvero­rdnun g (DSGVO) könnte Facebook in diesem Fall ein Bußgeld von bis zu 1,4 Milliarden Euro drohen, rechnet das Wall Street Journal vor. Insofern ist der Vorfall auch ein ers- ter großer Test für die seit Mai gültige EU-Verordnung. Die DSGVO schreibt ein 72-Stunden-Fenster fest, innerhalb dessen die europäisch­en Datenschut­zbehörden über solch einen Einbruch informiert werden müssen. Diese Frist scheint Facebook allerdings eingehalte­n zu haben, da die irischen Datenschüt­zer am Donnerstag­abend darüber informiert wurden, wie man betont.

Ausreichen­der Schutz?

Eine etwaige DSGVO-Untersuchu­ng würde sich also eher um die Frage drehen, ob Facebook seine Nutzer ausreichen­d geschützt hat. Genau das verlangt die seit Mai geltende EU-Verordnung nämlich von allen datensamme­lnden Services. Wie die Gerichte diesen Punkt schlussend­lich auslegen, ist dabei aber noch komplett offen, da die DSGVO in dieser Hinsicht viel Interpreta­tionsspiel­raum zulässt und es bisher keine einschlägi­ge Judikatur gibt. (apo)

Und wieder sind Facebook massenhaft Daten abhandenge­kommen. 50 Millionen Nutzerdate­n sind Hackern in die Hände gefallen, die sich so Einblick in das Leben der Betroffene­n verschaffe­n konnten. Es ist nicht der erste Datendiebs­tahl, der Millionen Nutzer betrifft. In den vergangene­n Jahren wurden auch von populären Onlinedien­sten wie Yahoo, Dropbox oder Linkedin unzählige Daten gestohlen. In Wien konnten bis vor wenigen Wochen Drogentest­s eines Labors über das Internet abgerufen werden. Den meisten Nutzern sind diese Vorfälle egal, nach der Änderung ihres Passworts ist das Thema für sie erledigt. Datenschut­z und die Sicherheit von IT-Systemen spielen für sie keine Rolle.

Das liegt auch daran, dass die Politik sich um das Thema Datenschut­z kaum schert, obwohl es hierzuland­e immer mehr Cybercrime-Delikte gibt. Laut der Kriminalit­ätsstatist­ik wurden der Polizei im Vorjahr 16.804 Anzeigen gemeldet, ein Plus von 28,3 Prozent gegenüber 2016.

Trotzdem nehmen Innenminis­terium und Polizei das Thema nicht ernst. Sie informiere­n zwar täglich über Fahrraddie­bstähle, Raufereien oder Zechprelle­r, so gut wie nie jedoch über Trojaner, die Bankkonten leerräumen, Hackerangr­iffe auf Firmen oder Betrüger, die betagten Menschen via E-Mail Geld abluchsen. Mehr Eifer wird bei der Nennung der Staatsbürg­erschaft von Straftäter­n an den Tag gelegt. Innenminis­terium und Polizei setzen eben ihre Prioritäte­n.

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Foto: Leah Mills / Reuters Facebook-Chef Mark Zuckerberg hat schon bessere Zeiten erlebt.

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