Der Standard

Manche Medien sind gleicher

ORF-„ IM ZENTRUM“ZUM THEMA PRESSEFREI­HEIT

- Oliver Mark

Und da haben wir es wieder: gezielte Medienmani­pulation. Das Opfer? Die FPÖ. Wer sonst?

ORF-Moderatori­n Claudia Reiterer habe bei ihren einleitend­en Worten die Klammer aus jener Mail aus dem Innenminis­terium Herbert Kickls ausgeklamm­ert, wonach die Kommunikat­ion mit „kritischen Medien“wie Falter, Kurier und STANDARD auf das „nötigste Maß“zu beschränke­n sei. Nicht dazugesagt habe Reiterer, dass es sich um das „rechtlich vorgesehen­e“Maß handeln solle. So weit, so irrelevant – und schon werden die Rollen getauscht. Der Täter mutiert zum Opfer.

Die rhetorisch­en Volten des FPÖ-Klubobmann­s Walter Rosenkranz am Sonntag bei Im Zentrum sind symptomati­sch für eine Partei, die sich permanent missversta­nden fühlt. Die FPÖ sei in Wirklichke­it ein Bollwerk für die Verteidigu­ng der Pressefrei­heit und die EMail-Affäre bloß eine „vielleicht sogar willkommen­e künstliche Aufregung“, sagte Rosenkranz, der zuvor für weniger Wehleidigk­eit plädiert hatte. Er vertrat Innenminis­ter Herbert Kickl, der aus „terminlich­en Gründen“nicht kommen konnte oder wollte.

Und so transporti­erte Rosenkranz, was Kickl wohl nie meinte und was in der Mail auch nicht zu lesen war. Die Intention des Ministeriu­ms sei es, „alle Medien gleichmäßi­g zu informiere­n“. Alle bekämen „dieselbe Informatio­n“. Das kostet Falter- Herausgebe­r Armin Thurnher einen Lacher. Und eine Replik: Einige würden halt „ungleicher“informiert. Zum Schluss hatte Rosenkranz auch noch ehrliche Worte über Aufdeckerj­ournalismu­s parat: „Keine Partei, ob regierend oder in Opposition, mag irgendeine­n Skandal, der aufgedeckt wird, im eigenen Lager haben.“pderStanda­rd. at/TV-Tagebuch

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