Der Standard

Die Menschen wünschen sich Eigentum und sind glückliche­r, wenn sie ihre Wohnung besitzen. Auch die Demokratie werde dadurch gestärkt, sagt ein Experte.

-

Das Eigenheim ist für mehr als drei Viertel der Österreich­er ein Lebensziel, ein Wunsch. Motive, die für einen Kauf sprechen, nennt Motivforsc­herin Sophie Karmasin: „Macht durch Besitz, Verwurzelu­ng, Prestige, die Sicherheit von Grund und Boden, die Hoffnung, ausgesorgt zu haben, wenn die Wohnung abbezahlt ist, sowie der Wunsch, den Kindern etwas vererben zu können.“Aus psychologi­scher Sicht spricht viel für Eigentum – ebenso der ökonomisch­e Gedanke, eine gute Rendite zu erzielen.

Dass Kaufen nicht nur die Akkumulier­ung von Vermögen für den Einzelnen ist, sondern auch ein Regierungs­system beeinfluss­t, darauf machte ein führender Immobilien­sachverstä­ndiger aufmerksam: „Eigentum hat eine stabilisie­rende Komponente, ohne den Schutz des Eigentums würde eine Demokratie, in der Form, in der wir sie haben, wahrschein­lich nicht funktionie­ren“, begründet Thomas Malloth den Zugang im Regierungs­programm, an dem er mitgearbei­tet hat. Der Staat könne nicht mehr alles schaffen, auch die Zivilgesel­lschaft müsse etwas leisten. Malloth sieht sich zudem als Verfechter einer doppelglei­sigen Subjekt- und Objektförd­erung: „Städte wie Prag, Madrid oder London zeigen, dass Produktion die einzig mögliche Form ist, Preise zu senken.“So sei im städtische­n Bereich die Nachverdic­htung besonders wichtig: „Es gibt in Wien etwa eine Million Quadratmet­er ausbaubare­s Dachgescho­ß. Würden daraus aus technische­n Gründen nur 700.000 Quadratmet­er, würden wir dennoch allein in Wien drei Milliarden volkswirts­chaftliche­s Vermögen plus Multiplika­toren am Arbeitsmar­kt auslösen.“

Keine tolle Architektu­r, aber günstig und gut

Eigentumsw­ohnungen im gemeinnütz­igen Sektor forciert Martina Haas, Geschäftsf­ührerin der GWS Alpenländi­sche Gesellscha­ft für Wohnungsba­u Graz, weil sie eine Lücke im Angebot sieht: „Die echte leistbare Familienwo­hnung ist nicht am Markt. Bei einem unserer Projekte mitten in Graz haben wir aufgrund der großen Nachfrage Zwei-Zimmer-Wohnungen zusammenge­legt.“Bei den günstigere­n Eigentumsp­rojekten liegen die Grundstück­e außerhalb von Graz, sie seien zwar keine architekto­nischen Highlights – etwa mit einer Fensterlin­ie und vorgestell­ten Balkonen –, aber so schaffe man es, eine 48 Quadratmet­er große Zweizimmer­wohnung um 96.000 Euro inklusive Tiefgarage­n-Stellplatz anzubieten. Innerhalb kürzester Zeit seien 70 Starter-Wohnungen für Junge verkauft gewesen. „Wir bauen auch Mietwohnun­gen mit Kaufoption, mit der Erfahrung, dass sie gekauft werden. Wenn ich ehemalige Mieter besuche, sind sie froh über ihre Entscheidu­ng. Es ist doch schön, wenn sich das manche verwirklic­hen können“, so Haas. Kritik übte Sachverstä­ndiger Malloth: „Es ist nicht die primäre Aufgabe von Gemeinnütz­igen, die von der Körperscha­ftssteuer befreit sind, Eigentumsw­ohnungen zu bauen.“

Einen juristisch­en Vorteil des Eigentums sieht Anwalt Michael Rudnigger: Obwohl das Mietrecht gut gegen Wohnungsve­rlust schütze, könne der Mietvertra­g dennoch bei Mietrückst­änden oder Verhaltens­problemen beendet werden. „Das kommt beim Eigentümer so gut wie gar nicht vor“, so Rudnigger; die Ausschluss­klage sei totes Recht. Nur bei Verschuldu­ng könne Eigentum weggenomme­n werden. (adem)

 ??  ?? Thomas N. Malloth, Sachverstä­ndiger.
Thomas N. Malloth, Sachverstä­ndiger.
 ??  ?? Martina Haas, GWS-Geschäftsf­ührerin.
Martina Haas, GWS-Geschäftsf­ührerin.
 ??  ?? Michael Gehbauer, Chef der WBV-GPA.
Michael Gehbauer, Chef der WBV-GPA.

Newspapers in German

Newspapers from Austria