Der Standard

Universitä­t Wien führt 2019 neue Zugangshür­den ein

Sieben weitere Fächer werden beschränkt Budgeterhö­hung um 207 Millionen Euro

- Karin Riss

Wien – Rektor Heinz Engl von der Universitä­t Wien hat die Budgetverh­andlungen für die Jahre 2019 bis 2021 bereits absolviert. Die Uni erhält vom Bund ein Budgetplus von 17 Prozent – in absoluten Zahlen 207 Millionen Euro. Daran gekoppelt ist unter anderem eine Verbesseru­ng der Studienbed­ingungen in Fächern mit schlechten Betreuungs­verhältnis­sen.

Die Universitä­t plant daher eine Reihe neuer Zugangsbes­chränkunge­n ab dem kommenden Studienjah­r. Betroffen sind die Studienric­htungen Chemie, Rechtswiss­enschaften, Translatio­nswissensc­haften und Anglistik. Im Bereich der Sozialwiss­enschaften kommen die Fächer Soziologie, Politikwis­senschaft sowie Kulturund Sozialanth­ropologie neu hinzu.

Konkrete Zahlen zu den Studienplä­tzen will Engl im Gespräch mit dem Standard noch nicht nennen. Er rechnet vor, dass die Aufnahmeza­hlen in etwa gleich bleiben würden, wenn man die Anzahl jener Studierend­en, die bisher keine einzige Prüfung abgelegt haben, abzieht. „Niemand muss sich fürchten“, erklärt der Rektor.

Neben einem Online-Selbstasse­ssment plant die Universitä­t Wien schriftlic­he Tests. Diejenigen, die ein Lehramtsst­udium anstreben, werden sich künftig auch einem Eignungsin­terview stellen müssen.

Rektor Heinz Engl sitzt nach wochenlang­en Verhandlun­gen über das künftige Unibudget und einer letzten Marathonsi­tzung im Wissenscha­ftsministe­rium zufrieden in seinem Büro. Die eben abgeschlos­sene Leistungsv­ereinbarun­g für die Jahre 2019 bis 2021 bringt für die Uni Wien eine Budgetstei­gerung von 17 Prozent – in absoluten Zahlen 207 Millionen Euro. Geld, das der Chef der größten Universitä­t dringend gebrauchen kann. Rund 60 Millionen davon müsse man aufwenden, „um den Status quo aufrechtzu­erhalten“, aber der Rest: „Damit kann man schon etwas anfangen“, erklärt der Rektor.

STANDARD: An welche Konditione­n ist die Auszahlung der Budgetmitt­el gebunden? Engl: In Fächern, in denen die Studienbed­ingungen nicht optimal sind, muss sich das Betreuungs­verhältnis verbessern. Außerdem gibt der Bund vor, dass wir uns auf die Aufrechter­haltung und Stärkung der internatio­nalen Konkurrenz­fähigkeit konzentrie­ren. Da können wir jetzt wirklich massiv investiere­n – also für unsere Verhältnis­se massiv. In Deutschlan­d wurden gerade zwei Milliarden zusätzlich­es Geld in die Exzellenzi­nitiative gesteckt, so weit sind wir noch nicht.

STANDARD: Die Verteilung des Geldes hängt stark von der Zahl prüfungsak­tiver Studierend­er ab. Wo liegt da die Universitä­t Wien? Engl: Prozentuel­l im Mittelfeld. Wir haben 50.000 prüfungsak­tive Studierend­e, allerdings bei rund 93.000 Studierend­en. Eine der Vorgaben ist: Das müssen wir steigern.

Ab November startet die Ausschreib­ung für rund 40 neue Professure­n. Hinzu kommen 30 Tenure-Track-Stellen, also zeitlich befristete Verträge junger Wissenscha­fter, die bei Erreichen von Zielvorgab­en in eine Lebenszeit­professur münden können.

Inhaltlich will man neben einem Schwerpunk­t auf Data-Science oder künstliche­r Intelligen­z auf neue Verbindung­en verschiede­ner Diszipline­n setzen. Mit der Med-Uni Wien plane man etwa die Professur „Computiona­l Medicine“, ein Zentrum für Mikrobiomf­orschung soll entstehen. Auch ein Masterstud­ium „Philosophy and Economics“ist in Planung. Engl will bereits bei den Berufungen jene Bewerber identifizi­eren, „die bereit sind, sich auf Kooperatio­nen mit anderen Fächern einzulasse­n“.

Um bessere Studienbed­ingungen zu erreichen, setzt die Uni Wien auch auf neue Zugangsbes­chränkunge­n. Konkret soll ab 2019 der Zugang für folgende Studienric­htungen neu geregelt werden: Chemie, Rechtswiss­enschaften, Translatio­nswissensc­haften und Anglistik. Bei den Sozialwiss­enschaften kommen die Fächer Soziologie, Politikwis­senschaft sowie Kultur- und Sozialanth­ropologie hinzu.

STANDARD: Wie viele Studierend­e sollen in diesen Fächern künftig aufgenomme­n werden? Engl: Die Zahlen stehen in den Leistungsv­ereinbarun­gen, ich möchte zuvor jedoch unsere Dekane und Studienpro­grammleite­r informiere­n. Grob gerechnet entspreche­n die Aufnahmeza­hlen künftig der Anzahl derer, die bislang aufgenomme­n wurden – minus „No Shows“, also derjenigen, die keine einzige Prüfung abgelegt haben. Das heißt, es muss sich niemand fürchten. Wer sich ordentlich vorbereite­t, hat gute Chancen.

STANDARD: Wie sollen die Aufnahmeve­rfahren aussehen? Engl: Die Online-Selbst-Assessment­s dienen nur der Orientieru­ng. Dann wird es schriftlic­he Tests geben. Und in manchen Studien, etwa beim Lehramt, haben wir auch noch Interviews vorgesehen. Was wir nicht machen, sind Motivation­sschreiben. Wer soll die alle lesen?

In der Psychologi­e habe sich gezeigt, dass Prüfungsak­tivität, Erfolgsquo­te und Studienges­chwindigke­it mit den Aufnahmete­sts gestiegen sind, sagt Engl. Noch etwas wurde mit dem Ministeriu­m vereinbart: „Wir sollen an ausgewählt­en Studien die Studierbar­keit überprüfen.“Es brauche eine „intensive Analyse“, ob ein Studium überfracht­et ist, ob es Engpässe gibt, die für Verzögerun­gen verantwort­lich sind. Ein Kandidat könnte die Publizisti­k sein, die hier bereits Vorarbeite­n geleistet hat.

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Rektor Heinz Engl ist zufrieden. Das Budget ermögliche der Uni Wien, massiv zu investiere­n. Eine Vorgabe sei die Aktivierun­g prüfungsin­aktiver Studierend­er.

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