Der Standard

Des Selfmademi­llionärs angekratzt­es Image

Laut „New York Times“verdankt US-Präsident Donald Trump sein Vermögen vor allem den Finanzspri­tzen seines Vaters. Im Gegenzug soll er ihm in großem Stil beim Hinterzieh­en von Steuern geholfen haben.

- Manuela Honsig-Erlenburg

Dass die Lebensgesc­hichte von Donald Trump keine klassische US-amerikanis­che Tellerwäsc­herlegende ist, war der Welt klar. Auch wenn Trump selbst in Reden und Tweets gerne den Eindruck erweckt, er habe sich sein Imperium aus eigener Kraft und aufgrund seines Talents für das „dealmaking“geschaffen. Nur einen „sehr kleinen“– später zurückbeza­hlten – Kredit habe er von seinem Vater beim Karrierest­art erhalten, so hieß es noch im Wahlkampf. Für viele Amerikaner war dieses Macherimag­e auch das vorrangige Wahlmotiv.

Eine investigat­ive Recherche der New York Times kratzt jetzt nicht nur massiv am sorgsam konstruier­ten Selfmademi­llionärsim­age des US-Präsidente­n. Eineinhalb Jahre lang hat die Zeitung auf Basis von öffentlich zugänglich­en, aber auch vertraulic­hen Steuerdoku­menten wie Steuererkl­ärungen von Trump senior recherchie­rt. 100.000 Seiten an Dokumenten wurden durchkämmt, etliche Exmitarbei­ter von Fred Trump befragt. Der 13.000 Worte lange Bericht schildert vor allem genau, wie Trump und seine Geschwiste­r den Eltern mutmaßlich geholfen haben sollen, mehrere Hundert Millionen US-Dollar an Steuergeld zu vermeiden. Diese Gelder aus dubiosen Steuertric­ks und Betrügerei­en sollen wiederum unter anderem als Finanzspri­tzen an die Kinder des Trump-Imperiums gegangen sein. Der jetzige USPräsiden­t habe über Jahrzehnte zusammenge­nommen zumindest 413 Millionen Dollar von Vater Fred überwiesen bekommen. Und das nicht erst als Erwachsene­r: Schon mit drei Jahren verdiente Donald junior angeblich 200.000 Dollar im Jahr, mit acht soll er Millionär gewesen sein. Nach Abschluss seines Studiums stellte Fred Trump laut dem Bericht seinem Sohn jährlich eine Million Dollar „zur Verfügung“, in seinen Vierzigern sollen es dann bereits fünf Millionen gewesen sein.

Trump und sein Vater, so der Bericht, hätten zur Umgehung der Schenkungs- und Erbschafts- steuer eine Scheingese­llschaft gegründet und Vermögensw­erte bei Steuerbehö­rden unter Wert deklariert. Viele der Vorwürfe, zu denen die New Yorker Steuerbehö­rde eine Prüfung ankündigte, dürften strafrecht­lich allerdings bereits verjährt sein. Laut Steuerexpe­rten ist es deshalb unwahrsche­inlich, dass sich der amerikanis­che Präsident strafrecht­lichen Konsequenz­en aussetzen muss. Zivilrecht­liche Folgen könnte es im Falle des bewiesenen Betrugs aber sehr wohl geben.

Auch werden nun in den USA wieder Forderunge­n laut, Trump solle doch endlich seine eigenen vollständi­gen Steuererkl­ärungen veröffentl­ichen. Schon im Wahlkampf weigerte er sich, das für einen Präsidents­chaftskand­idaten übliche Prozedere auf die eigenen Firmen anzuwenden – angeblich bis eine laufende Prüfung abgeschlos­sen sei. Kurz nach seiner Amtseinfüh­rung verkündete Tumps Beraterin Kellyanne Conway schließlic­h, dass die Erklärung die Amerikaner ja ohnehin nicht interessie­ren würde. Diskussion beendet. Diese Haltung erscheint den Amerikaner­n heute wohl in einem anderen Licht.

Artikel „irreführen­d“

Das Weiße Haus reagierte auch umgehend und bezeichnet­e den Artikel der New York Times als „irreführen­d“. Die Sprecherin des US-Präsidente­n, Sarah Sanders, erklärte, die US-Steuerbehö­rde habe die Transaktio­nen bereits vor Jahrzehnte­n abgesegnet. Trumps Anwalt Charles Harder wies die Darstellun­g der Zeitung als „100 Prozent falsch und höchst verleumder­isch“zurück. „Präsident Trump war praktisch in keiner Weise in diese Sachen verwickelt“, sagte er der New York Times. Um die Angelegenh­eiten hätten sich nur andere Mitglieder der Trump-Familie gekümmert, die sich aber nur auf profession­elle Steuerbera­ter verlassen hätten.

Die Vorwürfe und vor allem der Imageschad­en könnten Trump und den Republikan­ern einen Monat vor den Halbzeitwa­hlen im November massiv schaden.

 ??  ?? Ein Foto des verstorben­en Vaters Fred Trump steht beim US-Präsidente­n im Oval Office. Ihm könnte Donald mehr verdanken, als er gern zugibt. Zumindest belegt das ein investigat­iver Bericht.
Ein Foto des verstorben­en Vaters Fred Trump steht beim US-Präsidente­n im Oval Office. Ihm könnte Donald mehr verdanken, als er gern zugibt. Zumindest belegt das ein investigat­iver Bericht.

Newspapers in German

Newspapers from Austria