Der Standard

Die verschwund­ene Info aus Kickls Kabinett

Der U-Ausschuss offenbart Diskrepanz­en zwischen Angaben von Kickl und WKStA

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Wien – In einem sind sich die Befragten in puncto BVT-Ermittlung­en einig: Üblich ist an diesem Verfahren nur wenig. Das sagten am Mittwoch sowohl Justiz-Generalsek­retär Christian Pilnacek als auch Ilse Vrabl-Sanda, Leiterin der Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft. Zu den Anomalien der Causa gehört, dass Zeugen vom Innenminis­terium an die Staatsanwa­ltschaft übermittel­t wurden – und dass diese vor der „Lieferung“(O-Ton Peter Pilz) an die Staatsanwä­lte im Innenminis­terium angehört worden sind.

Opposition­spolitiker sehen darin eine „Manipulati­on“der Ermittlung­en durch Kickls Kabinett, da dieses die Inhalte der Zeugenauss­age vorab gewusst und die Reihenfolg­e der Befragunge­n bestimmt haben soll. Innenminis­ter Herbert Kickl (FPÖ) gab dazu Anfang September im Nationalra­t an, dass sein Kabinett die Staatsanwä­lte ohnehin davon informiert habe – und zwar bereits am 20. Februar, vor der ersten Zeugeneinv­ernahme.

Fehlender Informatio­nsfluss

Das Problem daran ist, dass sich bei der Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft niemand an diese Informatio­n erinnern kann. Weder die fallführen­de Staatsanwä­ltin Ursula Schmuderma­yer noch Gruppenlei­ter Wolfgang Handler, beide am Dienstag im U-Ausschuss, noch WKStALeite­rin Vrabl-Sanda geben an, von der „Voranhörun­g“der Zeu- gen gewusst zu haben. Das bringt Kickl den Vorwurf ein, das Parlament falsch informiert zu haben. Eine Anfrage beim Innenminis­terium wurde am Mittwoch nicht beantworte­t.

Abgesehen von dieser Diskrepanz gestaltete­n sich die Aussagen erwartbar: Pilnacek bekräftigt­e erneut seine Kritik am Vorgehen der WKStA – wenn auch gedämpft; genauso Abteilungs­leiter Robert Jirovsky, der sich eine „sensiblere“WKStA gewünscht hätte. Deren Leiterin Vrabl-Sanda verteidigt­e das Vorgehen ihrer Mitarbeite­r hingegen wortreich.

Fans des Innenminis­teriums dürften alle drei nicht sein: So zeigt eine im Ausschuss vorgelegte E-Mail, dass sich Pilnacek über Kickl „geärgert“hat. „Jetzt wird es wirklich bunt“, schrieb Pilnacek an Vrabl-Sanda in Bezug auf Kickls kurzzeitig­e Aussage, das Innenminis­terium sei nicht der Anzeiger gewesen. (fsc, sterk)

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