Fünf Personen rittern um Vassilakous Nachfolge
Die Nominierungsphase ist vorbei: Fünf von neun Bewerbern sind bei den Wiener Grünen noch im Rennen um die Spitzenkandidatur. Auch zwei Außenseiter haben die Hürde ins Finale genommen.
Wien – Da waren es nur noch fünf. Am Mittwoch wurden jene Kandidaten für die Spitzenwahl der Wiener Grünen präsentiert, die in der Nominierungsphase genügend Unterstützerstimmen gesammelt haben. Darunter sind bekannte Gesichter wie Klubchef David Ellensohn oder die Gemeinderäte Birgit Hebein und Peter Kraus. Neben den drei Etablierten haben auch zwei Quereinsteiger, eine Ärztin und ein Unternehmer in der Biolebensmittelbranche, die nächste Hürde im Spitzenwahlprozedere genommen.
Neue Köpfe für Neustart
Der in Graz aufgewachsene Benjamin Kaan, derzeit Bezirksrat in Wien-Meidling, betonte, dass die grüne Partei vor einem Neubeginn stehe und ein Neustart auch neue Köpfe brauche. Es sei wichtig, dass die Partei aus der grünen Blase rauskomme. Er sieht die Krise der Grünen als Chance. In manchen Bereichen ist er dafür, Inhalte nachzuschärfen. „Multikulti braucht einen gemeinsamen Nenner.“Es benötige Maßstäbe – etwa bei Rechten für Frauen oder freier Meinungsäußerung.
Marihan Abensperg-Traun ist Ärztin für Kinder- und Jugend- psychatrie am AKH in Wien. Sie begründet ihre Kandidatur: „Politik geht uns alle an. Ich habe mich beworben, weil ich mitgestalten will.“Sie will sich für die Umwelt, den Ausbau des öffentlichen Verkehrsnetzes und Nachbarschaftshilfe einsetzten.
Ellensohn sprach sich für ein „weltoffenes Wien“aus und betonte, dass man zusammen anstatt gegeneinander kandidiere. „Wir sind eine erfolgreiche Projektpartei geworden“, sagte er und nannte als Beispiel das 365-Euro-Jahresticket. Er will aber zu den Ur- sprüngen zurückkehren und wieder mehr in Richtung Protestpartei gehen. Zu kritisieren gebe es genug – etwa den Glücksspielkonzern Novomatic, Immobilienhaie und die Bundesregierung.
Hebein will „wieder die Begeisterung auslösen für die grüne Partei“. Ökologie und Soziales müsse man miteinander denken. Ihre Stärke liege darin, alle Beteiligten an einen Tisch zu holen – und erst dann aufzustehen, wenn es eine gute Lösung für alle gebe. Als Beispiel nannte sie die Verhandlungen für die Mindestsicherung in Wien. Kritik übte sie an TürkisBlau: „Wir können diesen Gesellschaftszerstörern nicht unser leiwandes Wien überlassen.“
Peter Kraus präsentierte sein neues Thinktank namens „Mein Plan für Wien“für die 100 mutigsten Ideen für die Bundeshauptstadt, bei dem alle Wienerinnen und Wiener Vorschläge einbringen können. Leistbares Wohnen, Chancengleichheit und das Klima nennt er als wichtige Themen. Das grüne Regierungsressort will er in ein „echtes Klimaschutzressort“umbauen.
Gewählt wird im nächsten Schritt per Brief. Rund 3300 Personen sind stimmberechtigt, darunter circa 1400 grüne Mitglieder, die restlichen haben sich um 15 Euro auf spitzenwahl.wien als Wähler registriert, was noch bis zum 18. Oktober möglich ist.
Im Laufe des Oktobers und Novembers finden Hearings mit den fünf Kandidaten statt. Das erste bereits am 9. Oktober im Wiener Odeon. Das Ergebnis, wer die Grünen bei der Wien-Wahl 2020 als Nummer eins vertritt, wird Ende November bekannt gegeben.