Der Standard

Richtige Deckung bei Freizeitun­fällen

Die Krankenver­sicherung schützt Erwerbstät­ige zwar im Krankheits­fall. Bei Unfällen in der Freizeit ergeben sich aber Lücken, die zur finanziell­en Belastung werden können – vor allem wenn Langzeitfo­lgen drohen.

- Bettina Pfluger

Der Herbst lädt förmlich ein zu Aktivitäte­n im Freien. Zum Mountainbi­ken etwa. Etwas später werden sich die Skipisten wieder füllen, und nach der Hüttengaud­i fährt es sich gleich noch beschwingt­er.

Doch Vorsicht: Immer dabei ist hier die Unfallgefa­hr. Und die werde gemeinhin unterschät­zt, warnt Wilhelm Klimon, Experte für Unfallvers­icherung in der Wiener Städtische­n Versicheru­ng. Frage man Leute, ob sie versichert seien, antwortete­n sie meist mit Ja. Vergessen werde aber, dass es sich dabei in den überwiegen­den Fällen nur um die normale Krankenver­sicherung handelt, die jeder im Erwerbsleb­en Stehende automatisc­h hat. Durch diese seien freilich notwendige Erstversor­gung, die Behandlung im Spital oder in einer Rehabilita­tionseinri­chtung gedeckt.

„Bleiben von einem Unfall aber Dauerfolge­n, die etwa die volle Arbeitslei­stung nicht mehr er- möglichen, oder bleibe das Opfer ein Pflegefall, bleibt der Verunfallt­e auf seinem Ausfall bzw. Schaden und damit Kosten sitzen“, erklärt Klimon. Eine Rentenleis­tung aus der Krankenver­sicherung gebe es erst, wenn eine Minderung der Erwerbstät­igkeit von mindestens 20 Prozent festgestel­lt wurde, erklärt Klimon. Die Basis für diese Rentenleis­tung ist das jeweilige Einkommen. Doch durch die Höchstbeme­ssungsgrun­dlage gebe es laut dem Versicheru­ngsexperte­n eine Deckelung. Diese könnte für Besserverd­iener aber zu einer Unterverso­rgung führen.

Aktuell sei es so, dass nur rund 14 bis 16 Prozent aller Unfälle Arbeitsunf­älle sind. Der überwiegen­de Rest spiele sich im Privatund Freizeitbe­reich ab – und hier könne die Krankenver­sicherung zu kurz greifen. Fußballspi­elen, Ski- und Radfahren sind jene Tätigkeite­n, bei denen sich die Menschen am häufigsten verletzen. Beim Ski- und Radfahren komme E-Bikes bringen für ungeübte Mountainbi­ker eine neue Gefahr.

hinzu, dass die jeweils neue Technik vermehrt für drastische­re Unfälle sorge. So hätten die Carvingski die Drehungen der Bretter derart verändert, dass es im Fall des Falles nun häufiger zu komplizier­ten Knieverlet­zungen kommt als

früher, wo bei Skiunfälle­n hauptsächl­ich Knochenbrü­che ein Thema gewesen seien.

Beim Radfahren haben laut Klimon die E-Bikes für ein neues Risiko gesorgt. Denn die erreichte Geschwindi­gkeit werde oft unter- schätzt und könne häufig nicht mehr rechtzeiti­g abgebremst werden. Damit sei im Fall eines Zusammenst­oßes oder Sturzes auch die Aufprallge­schwindigk­eit höher geworden. „Das gilt auch für das Mountainbi­king, das mit E-Bikes auch für jene möglich wurde, die es ohne unterstütz­enden Motor wohl nicht bergauf schaffen würden. Beim Abwärtsfah­ren käme es dann aber häufig zu Problemen.

„Dass Bewusstsei­n für eine private Unfallvers­icherung ist in den vergangene­n Jahren zwar gestiegen“, sagt Klimon. Es gebe aber eben noch immer große Wissenslüc­ken. Dabei sei ein privater Unfallschu­tz für Erwachsene – der auch Therapieko­sten ersetze und Ausfallzah­lungen leiste – bereits ab zehn Euro pro Monat möglich. Für Familien und Pensionist­en – die für die Freizeitin­dustrie eine immer wichtigere Zielgruppe werden – gibt es spezielle Pakete.

Auch die Hubschraub­erbergung ist für Klimon ein Punkt großer Wissenslüc­ken. Sie ist durch die Krankenver­sicherung nicht gedeckt. Und die oft gebuchten Zusatzpake­te für die Dauer der Skiwoche versichert­en im Fall eben wirklich nur den Heli-Transport. Unfalllang­zeitfolgen würden auch hier nicht abgedeckt.

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