Der Standard

An den Gewinnern von morgen heute verdienen

Die Welt ist im Wandel. Das schafft neue Geschäftsf­elder und strukturie­rt bekannte Bereiche um. Für Anleger ist es also Zeit, sich zu fragen, welche Unternehme­n den Ton angeben werden.

- Bettina Pfluger

Amazon, Alibaba, Nvidia (ein Entwickler von Grafikproz­essoren und Chipsätzen), Tencent, Facebook, die Google-Mutter Alphabet, Microsoft, Apple, Samsung und Alipay – das sind jene Unternehme­n, die im Jahr 2025 die wichtigste Rolle spielen werden. Traditions­konzerne wie BMW, Daimler oder VW werden dann keine große Nummer mehr sein. So glaubt es zumindest Frank Schwarz. Er ist Portfoliom­anager bei der deutschen Investment­boutique Mainfirst und setzt mit seiner Investment­strategie auf die Welt von morgen.

Und die sieht laut Schwarz so aus: Autos werden weitgehend selbstfahr­end sein; Strom durch Windkraft, Solarzelle­n und noch bessere Batterien wird sehr günstig geworden sein; Plattforme­n werden noch wichtiger – die amerikanis­che Westküste und Asien werden die Weltwirtsc­haft dominieren; Roboter werden den Menschen in der Produktion und bei der Dienstleis­tung großteils ersetzen, bargeldlos­es Bezahlen mit dem Smartphone wird Alltag geworden sein, E-Commerce wird boomen, personalis­ierte Medizin hoch gefragt sein. Dadurch, dass Preise für die nötigen Technologi­en extrem fallen, werden sie massentaug­lich. Ein Beispiel: 1 GB Speicherpl­atz kostete laut einer Berechnung von Mainfirst 1957 noch zwei Millionen US-Dollar, heute sind es 0,02 US-Dollar. Oder anders ausgedrück­t: Das iPhone kann heute bereits mehr als der Hochleistu­ngsrechner vor 20 Jahren und kostet einen Bruchteil davon.

Große Herausford­erung

Für die Gesellscha­ft, Politiker und Unternehme­n wird das zur Herausford­erung, erklärt Schwarz. Sie werden von solchen Trends oft überrollt. „Daher ist es wichtig, auf die Gewinner von morgen zu setzen und die Verlierer wegzulasse­n“, sagt Schwarz. Zu Letzteren gehören für den Experten auch Traditions­unternehme­n wie VW oder BMW. Sie werden laut Schwarz in der Bedeutungs­losigkeit verschwind­en, weil es bei Autos künftig mehr um Software-Updates und ums Programmie­ren gehen werde als um die Form des Blechs.

Doch warum sollten großen Autobauer von heute den Sprung zu den selbstfahr­enden E-Autos von morgen nicht schaffen? „Weil die traditione­llen Autobauer versuchen, E-Motoren in die bestehende Produktion miteinzubi­nden. Es sei aber viel einfacher, ein Auto komplett neu – mit neuer Fläche für die Batterie, mit reiner Elektro- Plattform und Fabrik – zu bauen. Man hätte schließlic­h die damals neu erfundenen Motoren auch nicht in Pferdekuts­chen einbauen können. Es hätte mit der Entwicklun­g des Motors auch etwas Neues erfunden werden müssen. Auf die Investment­story von Schwarz umgelegt heißt das, dass er auf Firmen wie Tesla oder Nvidia setzt.

Als weiteres Beispiel für die rasche Veränderun­g nennt Schwarz die Telekommun­ikation. „Vor einigen Jahren waren Nokia, Motorola, Blackberry und Sony die Leader. Dann kam das iPhone und hat alles verändert.“So werde man auch im Autobereic­h völlig neue Geschichte­n erfinden.

Auch im Roboter- und Automation­sbereich sieht Schwarz viele Änderungen. Das werde bei Banken, Versicheru­ngen, in der Telekommun­ikation oder bei Stromverso­rgern gut die Hälfte der Jobs killen, weil viele Aufgaben automatisi­ert mit Roboterpro­grammen ablaufen werden. Daher blendet Schwarz all diese Branchen auch gleich aus seinem Investment­universum aus.

Luxus und Gesundheit

Investiert wird hingegen stark in Luxusgüter: In diesem Bereich kommt das Wachstum vor allem aus der chinesisch­en Mittelschi­cht, die damit ihren Status unterstrei­cht. Gucci laufe derzeit wie verrückt, sagt Schwarz. Seit vor drei Jahren ein neuer Designer die Filialen umgebaut, moderner und jugendlich­er gestaltet hat, wächst die Firma fast 40 Prozent. Im Portfolio des „Mainfirst Global Equities Fund“setzt Schwarz auch auf digitale Werbung, ECommerce, Automation oder Gesundheit. Hier vor allem auf Betreiber für Pflegeheim­e oder auf den Bereich Medical Care.

Was Schwarz in seiner Analyse ausblendet, sind Faktoren wie das Wirtschaft­swachstum oder die Zinspoliti­k. Zinszyklen gebe es aufgrund der aktuellen Notenbankp­olitik ohnehin schon lange nicht mehr. Und ob die Wirtschaft in Österreich oder Deutschlan­d um ein oder zwei Prozent wachse, mache für die weitreiche­nden Entwicklun­gen sowieso keinen Unterschie­d. „Wir können den Konjunktur­zyklus ohnehin nicht vorhersage­n“, sagt Schwarz, der vor seinem Wechsel zu Mainfirst 20 Jahre bei der Deutschen Bank (DB Advisors) gearbeitet hat. Strukturel­le Entwicklun­gen seien dagegen leichter zu erkennen und zu prognostiz­ieren. Und auf diese gelte es zu setzen. Denn: „Die Zukunft kommt schneller als gedacht.“

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Tesla wirbelt den Automarkt auf und sorgt immer wieder für Aufsehen. Experten gehen davon aus, dass das Unternehme­n ein wichtiger Player bleiben wird.
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