Der Standard

Steuerfrei? „Völliger Stumpfsinn“

Exanwalt Toifl schilderte Entstehen der Selbstanze­ige

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Wien – Am 54. Verhandlun­gstag im Buwog-Prozess nahm erstmals Gerald Toifl, Exsteuerbe­rater und Exanwalt von Walter Meischberg­er, auf dem „heißen Stuhl“Platz. Doch bevor er sein „nicht schuldig“kundtun konnte, brachte der Verteidige­r von Exminister KarlHeinz Grasser Anträge ein.

Er stieß sich etwa an der Verwendung von Unterlagen aus einer Hausdurchs­uchung bei Grasser 2011, in die er kaum Einsicht erhalten habe. Die elektronis­che Abschrift der 45.615 Dateien würde 30.000 Euro kosten – zu viel, wie Anwalt Norbert Wess erklärte. Man habe den Antrag auf Aktenabsch­rift daher wieder zurückgezo­gen.

Auch die Vorbereitu­ngszeit für die neu dazugekomm­enen Unterlagen sei zu kurz bemessen. Wess rechnete vor, dass man für die Hauptverha­ndlung (in Relation zum Aktenumfan­g) 130 Werktage gehabt habe, bei den neuen Akten seien es drei Tage. Beantragt hat er u. a. die Löschung privater Unterlagen Grassers und seiner Frau. Entschiede­n hat der Richtersen­at über den Antrag noch nicht.

Exanwalt Toifl sagte dann in seiner Einvernahm­e zu jenen Tagen im September 2009 aus, in denen er die Selbstanze­ige für Meischberg­er erstellte. Die „Lockerheit“jener Frau, die für die US-Firma Omega zuständig und die in die Buwog-Provisions­flüsse eingebunde­n war, wunderte ihn, so der Angeklagte: „Das ist klassische Beihilfe zur Steuerhint­erziehung.“Andere Darstellun­gen, war- um die Konstrukti­on steuerfrei gestaltet sei, nannte er „völligen Stumpfsinn“. Toifl wird heute, Donnerstag, weiter befragt.

Sein Vorgänger auf dem heißen Stuhl, Vermögensv­erwalter Norbert Wicki, bekam seine Anklagesch­rift übrigens nicht, wie irrtümlich berichtet, auf einem Flughafen zugestellt. Sein Rechtsanwa­lt, Herbert Eichensede­r, hat sie für ihn übernommen. (gra)

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