Der Standard

US-Zentralban­kchef schläft schlecht

Die Zinspoliti­k ist ein Reizthema. Selbst Notenbanke­r hält sie manchmal vom Schlafen ab. Deutsche Unternehme­r bereiten sich jedenfalls auf die Zinswende vor.

-

Jerome Powell kann nachts nicht gut schlafen. Fragen wie „Steigt die Inflation?“, „Sind die Zinsen zu hoch? Oder zu niedrig?“, „Drohen wirtschaft­liche Risiken?“halten den USZentralb­ankchef wach. So sagte er es zumindest bei einer Veranstalt­ung der Denkfabrik Atlantic Council. Zugleich gebe es derzeit aber eine niedrige Arbeitslos­enquote und eine moderate Inflation in den USA. „Es gibt keinen Grund zu denken, dass diese Entwicklun­g nicht noch für eine Weile anhalten könnte“, hielt Powell fest.

Selbst wenn eine neue Finanzkris­e komme, werde diese nicht so einschneid­end sein wie der Einbruch 2008, sagte Powell bei der Veranstalt­ung. Derzeit gebe es keine Anzeichen für eine finanziell­e Instabilit­ät oder Probleme des Bankensekt­ors. Passieren könne indes etwa eine großangele­gte Cyberattac­ke.

Für Unternehme­n – nicht nur in den USA – ist die Zinspoliti­k jedenfalls ein heikles Thema. Unternehme­n in Deutschlan­d bereiten sich laut einer Studie der staatliche­n Förderbank KfW bereits auf die Zinswende vor. So ist die Kreditnach­frage der Firmen zuletzt deutlich angestiege­n. Das Neugeschäf­t ist laut KfW im zweiten Quartal binnen Jahresfris­t geschätzt um 8,3 Prozent gestiegen und dürfte im Sommer um weitere zehn Prozent zugenommen haben. Das Hauptmotiv dabei ist, dass sich Unternehme­r „Zwischenfi­nanzierung­en und finanziell­e Reserven zu den unveränder­t hervorrage­nden Finanzieru­ngsbedingu­ngen sichern, bevor die absehbare geldpoliti­sche Wende auch am Kreditmark­t zu steigenden Zinsen führt“, sagt KfWCheföko­nom Jörg Zeuner.

Auch die trüberen Geschäftsa­ussichten und die vielen Konjunktur­risiken sind Motive, die Finanzieru­ngsbedingu­ngen jetzt noch abzusicher­n. (Reuters, red)

Newspapers in German

Newspapers from Austria