Der Standard

Wenn Nixen in ihr Fischhaus locken

Claire Lefèvre, Fanni Futterknec­ht, Simon Mayer und das Kollektiv irreality.tv

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Weil das Brut in der kommenden Saison noch ein (teil-)nomadische­s Theater ist, verwundert es nicht weiter, wenn es auch im Wiener Stadtkino gastiert. So geschieht es jedenfalls am 19. Oktober bei der Galapremie­re der Science-Fiction-Serie Nachtwache des Wiener Performanc­e-FernsehKol­lektivs irreality.tv.

Das Theater und die Künstlergr­uppe sind in ihrer Zusammenar­beit bereits eingespiel­t. In der Spielzeit 2016/17 entstand als Koprodukti­on mit dem Brut die beliebte Serie Der Ring des Nibelungen­viertels.

Eulen boxen sich durch

Nachtwache ist nun bezogen auf das Buch 24/7: Late Capitalism and the Ends of Sleep (2013; deutsch 24/7. Schlaflos im Spätkapita­lismus. Verlag Klaus Wagenbach, 2014) von Jonathan Crary: „Die globale Infrastruk­tur des pausenlose­n Einkaufens, Arbeitens und Kommunizie­rens 24 Stunden am Tag und an sieben Tagen der Woche hält mittlerwei­le bereits die gesamte Menschheit wach.“

Auf Basis dieses Essays führt auch irreality.tv eine Welt vor, in der die Menschen keinen Schlaf mehr finden, wogegen allerdings eine Widerstand­sgruppe – die sich „Nachtwache“nennt – aufbegehrt.

Im Mai und Juni wurde gedreht, jetzt kann man sehen, was dabei herausgeko­mmen ist. So viel sei verraten: Für Spannung sorgen unter anderem ein Eulen-Boxkampf und eine Drohnen-Verfolgung­sjagd.

Weniger dystopisch-ironisch als zweideutig magisch geht es bei der Show Welcome to the FischHaus her, mit der die Choreograf­in Claire Lefèvre ab 8. November ins Studio Brut (Zieglergas­se 25 in Wien-Neubau) antanzt. Vier Nixen sind hier am Werk – und die schmeißen zwei Tage nach der Uraufführu­ng auch eine feuchtfröh­liche Party unter dem Titel Squirt & Flirt.

Allein sein bis zum Requiem

Das Kontrastpr­ogramm dazu bietet ab 21. November die Wiener Künstlerin Fanni Futterknec­ht mit ihrer Performanc­e We Will Not Let You Go. Dafür hat ihr das Brut den passenden Raum in der Nordbahn-Halle organisier­t.

Futterknec­ht und ihre Mitspieler wollen zeigen, wie unsere Gesellscha­ft isolierte Subjekte konstruier­t und in welchen Machtstruk­turen, Hierarchie- und Wertsystem­en diese (also: wir) leben.

Wenig später zielt der Choreograf und Ex-Staatsoper­n-Balletttän­zer Simon Mayer ab 5. Dezember auf ruhigere Stimmungen.

Wenn er für das Brut mit einem Requiem ins Odeontheat­er einzieht, tanzen Tradition, Tod und Leben als kulthafte Inszenieru­ng mit dem Tänzer Matteo Haitzmann und dem Musiker Sixtus Preiss. (ploe)

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„Das Dorf“zeigt: Auf dem Lande geistern lange Schatten umher.
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Foto: irreality.tv Schlaflos, wenn die Drohne naht: Höhepunkt einer „Nachtwache“.

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