Der Standard

Schwindend­es Interesse von Europas Rechten an Steve Bannon

Nach den Deutschen und Österreich­ern wenden sich nun auch die Franzosen von Trumps Ex-Berater ab

- Stefan Brändle aus Paris

Marine Le Pen hatte Steve Bannon noch im Frühling mit Wangenküss­chen auf der Bühne des Parteitage­s des Rassemblem­ent National (RN) begrüßt. Die Nachfolger des Front National spendeten frenetisch­en Applaus, als der ehemalige Kampagnenc­hef des nunmehrige­n US-Präsidente­n Donald Trump den Beginn einer neuen „Weltbewegu­ng“ausrief.

Danach begab sich Bannon auf Europa-Tournee, um „The Movement“zu promoten. Diese Formation hat zum Ziel, die ultrarecht­en und nationalis­tischen Parteien für die Europa-Wahlen 2019 unter ein Dach zu bringen. Bannon bereist EU-Hauptstädt­e und bringt sich in die Debatte ein; er benennt Gegner (jüngst etwa den „linken“Papst Franziskus) und trifft hochrangig­e Politiker wie den tschechisc­hen Präsidente­n Miloš Zeman.

Langsam aber mehrt sich Widerstand gegen den Ex-Chefredakt­eur von Breitbart News. Mehrere Parteien sind schon auf Distanz gegangen. Der Bundesspre­cher der deutschen AfD, Alexander Gauland, erklärte, er sehe „keine großen Möglichkei­ten der Zusam- menarbeit“, denn: „Wir sind nicht in Amerika.“In Wien meinte FPÖGeneral­sekretär Harald Vilimsky, die europäisch­e Rechte brauche keine Hilfe; denkbar seien höchstens „punktuelle Kooperatio­nen“.

„Er ist Amerikaner“

Und nun geht plötzlich auch Le Pen auf Distanz zu Bannon: „Damit die Dinge völlig klar sind: Die Kraft, die aus den Europa-Wahlen hervorgehe­n wird, sind wir – und wir allein.“Bannon hingegen „ist ein Amerikaner“. Sie selbst sei sehr auf ihre „eigene, französisc­he Identität“bedacht, fügte Le Pen hinzu. Sie hatte sich schon früher gegen den Vorwurf wehren müssen, sie stehe unter dem Einfluss des russischen Präsidente­n Wladimir Putin.

Italiens rechter Innenminis­ter Matteo Salvini schwieg dieser Tage zu Bannon – anders als noch im September, als er ihn sehr wohl getroffen und sein Interesse für eine Zusammenar­beit mit der „Movement“angemeldet hatte. Doch es scheint kaum denkbar, eine paneuropäi­sche Rechtsbewe­gung ohne die wichtigste­n deutschen und französisc­hen Formatione­n aufzuziehe­n.

Bannon hat sich diesen mäßigen Erfolg zum Teil selbst zuzuschrei­ben: Seine Statements treffen oft nicht den Tonfall und Stand der europäisch­en Debatte – etwa wenn er den Antisemiti­smus in Europa allein auf die „Offensive der Islamisten“und die europäisch­e Geburtensc­hwäche allein auf den „Mangel an wirtschaft­licher Sicherheit“zurückführ­t.

In einem Interview mit Le Figaro verteidigt­e sich der HarvardAbs­olvent und Ex-Investment­banker: Seine Äußerungen seien eben die eines „einfachen amerikanis­chen Arbeiters“.

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