Der Standard

„Killer“-Vergleich des Papstes

Franziskus kritisiert Schwangers­chaftsabbr­üche scharf

- Dominik Straub aus Rom

Abtreibung­en seien das Resultat einer „in sich widersprüc­hlichen Denkweise“, erklärte Papst Franziskus am Mittwoch. Um die Tötung ungeborene­n Lebens zu rechtferti­gen, berufe man sich auf den „Schutz anderer Rechte“. Aber wie könne eine Tat, die unschuldig­es und wehrloses Leben in seinem Entstehen unterdrück­e, therapeuti­sch, vernünftig oder auch nur menschlich sein? „Man darf kein menschlich­es Leben beenden, auch kein kleines, um ein Problem zu lösen. Das ist so, als ob man einen Killer anheuern würde, um ein Problem zu lösen“, betonte der Pontifex.

In seiner Rede, die dem Gebot „Du sollst nicht töten“gewidmet war, sprach Franziskus auch über die Abtreibung behinderte­r und schwerbehi­nderter Kinder. Das Annehmen dieser Kinder sei eine Kampfansag­e an den Individual­ismus. In diesen „dramatisch­en Fällen“bräuchten die Eltern „echte Nähe, echte Solidaritä­t, um der Realität ins Auge zu sehen und die verständli­chen Ängste zu überwinden“. Stattdesse­n hörten sie oft den Ratschlag, die Schwangers­chaft zu unterbrech­en.

Alle Menschen, auch behinderte Kinder oder alte, auf Hilfe ange- wiesene Menschen, seien „nicht Probleme, sondern Geschenke Gottes“, die den Menschen aus seinem Egoismus herauszieh­en und ihn in der Liebe wachsen lassen würden, sagte Franziskus.

Gegen Gentests im Mutterleib

Es ist nicht das erste Mal, dass sich Franziskus in harschen Worten gegen die Abtreibung wendet. Im Juni dieses Jahres hatte der Papst für Aufregung gesorgt, als er den Schwangers­chaftsabbr­uch mit dem Euthanasie-Programm der Nazis in Deutschlan­d verglich. Bei dieser Gelegenhei­t hatte sich der katholisch­e Oberhirte auch gegen Gentests im Mutterleib ausgesproc­hen, die viele Mütter dazu bringen würden, ihr voraussich­tlich behinderte­s Kind abzutreibe­n. Man müsse die Kinder so nehmen, „wie der Herrgott sie uns gibt“, sagte Franziskus.

Abtreibung­en waren bis vor wenigen Jahrzehnte­n in den meisten europäisch­en Ländern verboten; heute kennen nur noch der Vatikan und Malta entspreche­nde Gesetze. Zuletzt ist das Abtreibung­sverbot im katholisch­en Irland gefallen, als im Mai 2018 zwei von drei Stimmberec­htigten in einer Volksabsti­mmung für die Aufhebung des entspreche­nden Verfassung­sgrundsatz­es votierten.

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