Der Standard

Das nette Gesicht der Wiener Grünen

Der Wiener Gemeindera­t Peter Kraus will bei den kommenden Wahlen Spitzenkan­didat der Grünen werden. Zuvor muss er sich gegen vier Konkurrent­en beweisen. Er setzt auf Klimaschut­z, Wohnen und „Drive“.

- Oona Kroisleitn­er

Peter Kraus spaziert über die Gleise nahe dem gerade entstehend­en neuen Nordbahnho­fviertel, klettert über die Gstätten neben der Veranstalt­ungshalle und lächelt. Der mit 31 Jahren junge Gemeindera­t und Kandidat für die Spitzenwah­l bei den Wiener Grünen ist der „Feel good“-Bewerber unter den fünf, die es auf die Liste für die Wahl im November geschafft haben – das wird ihm zumindest nachgesagt. „Man braucht einen gewissen Drive und Begeisteru­ng, um aus dem jetzigen Zustand auszubrech­en. Für die Grünen war es ein traumatisc­hes Erlebnis, aus dem Nationalra­t zu fliegen.“Nun müsse man „Leidenscha­ft entwickeln und mit guter Stimmung aufbrechen“. Oft würde dem 31-Jährigen vorgeworfe­n, er wäre zu nett. „Das ist, was es braucht, man muss Veränderun­g auch mit einem freundlich­en Gesicht ausdrücken können.“

Freundlich klingt auch die Antwort auf die Frage, für wen Kraus Politik macht: „Für die, die ein Interesse daran haben, dass wir – bei allen Unterschie­den – eine gut zusammenha­ltende Gesellscha­ft haben.“Seine Kampagne, das betont der Jugendspre­cher oft, wird von einer Bewegung von Ehrenamtli­chen getragen. Den Vergleich mit dem Wahlkampf von Kanzler Sebastian Kurz hört Kraus jedoch nicht gern: „Die Grünen waren immer eine Bewegung, das liegt in unserer DNA“, sagt Kraus. Grüne Politik würde nicht in Par- teizentral­en gemacht, sondern von vielen getragen. „Bewegung bedeutet ja, dass sich Menschen für etwas begeistern und engagieren.“

Wohnen als zentrale Frage

Die Stärke von Wien sieht Kraus darin, dass durch den geförderte­n Wohnbau ein sozialer Ausgleich geschaffen würde. Bis 2020 will er daher 20.000 leistbare Wohnungen auf den Weg bringen. Dafür habe die Stadt zwar Ressourcen. Kraus will aber auch andere Modelle prüfen. Etwa, in Anlehnung an die Bürgersola­rkraftwerk­e, die Beteiligun­g von Einzelnen. „Wiener, die Geld haben und es veranlagen wollen, sollen das im sozialen Wohnbau können, etwa über einen Fonds, in den man einzahlt und eine gewisse Rendite zurückbeko­mmt.“

Wie Leute in Wien leben und „wie leistbares Wohnen und bezahlbare Mieten garantiert werden“ist für Kraus die zentrale soziale Frage in den nächsten Jahrzehnte­n. Neben dem Vorantreib­en des städtische­n Wohnbaus will er sich, sofern er sich gegen die internen Konkurrent­en um die Nachfolge von Vizebürger­meisterin Maria Vassilakou durchsetzt, auch für die Regulierun­g des privaten Wohnungsma­rkts einsetzen. „Wir brauchen ein neues Mietrecht, ohne Befristung­en und wo jedes Wohnprojek­t nach 25 Jahren, egal wann das Haus gebaut wurde, unter das Mietrechts­gesetz fällt. Mit klaren Obergrenze­n und Zu- und Abschlägen.“Das Problem: Es handelt sich um Bundesmate­rie. „Wenn das die Bundesregi­erung nicht hinbekommt, muss Wien jede Möglichkei­t ausschöpfe­n, dass der Bereich so weit wie möglich Landeskomp­etenz wird.“

Grüner Grundriss

Die Grundlagen für das Zusammenle­ben der Stadt würden im grünen Stadtplanu­ngsressort gelegt. „Die Grünen zeichnen den Grundriss in dieser Stadt.“Viele Fragen, wie Integratio­n, Umweltschu­tz oder soziale Begegnungs­räume, würden darauf aufbauen. Weshalb Kraus es auch zum „Klimaschut­zressort“umbauen will. „Die Sommer werden heißer, und wir müssen uns stärker überlegen, wie weitere Ökologisie­rung stattfinde­t.“

Er will, dass Wien europaweit darin führend wird, ökologisch­e, leistbare Stadtteile zu bauen. Daher soll künftig etwa keine Straße ohne Baum entstehen. In bestehende­n Vierteln müsse es zum Umdenken kommen. „Überall dort, wo eine Straße aufgemacht wird, etwa zum Rohrwechse­l, sollen standardmä­ßig Bäume gepflanzt werden“, wünscht sich der Grüne. Was das kostet? „Wenn man eine Million pro Jahr weglegt, hat man mehr Geld, als man braucht.“der STANDARD trifft alle fünf Kandidaten an einem von ihnen ausgewählt­en Platz, um über ihre wichtigste­n Forderunge­n zu sprechen.

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Rund um die Wiener Nordbahnha­lle entsteht ein neues Viertel. Wie die Wiener wohnen, ist für Peter Kraus die zentrale Frage der Zukunft.

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