Der Standard

Neuer Anlauf für Windräder im Lungau gescheiter­t

Die neu gewählten Gemeindeve­rtreter sollen im Frühjahr über Windenergi­e entscheide­n

- Stefanie Ruep

Salzburg – Erneut ist ein Anlauf für die Errichtung der ersten Windräder im Bundesland Salzburg gescheiter­t. Auf dem Fanningber­g in Weißpriach, einem Skigebiet, sollten acht Windräder entstehen. Doch, wie der Standard berichtete, haben die Betreiber das Projekt nun gestoppt. Der Gegenwind der letzten Wochen war stürmisch. Die Tourismusw­irtschaft warnte vor Verschande­lung, eine Bürgerinit­iative stellte sich gegen die Errichtung, und die Kronen Zeitung fuhr wochenlang eine Kampagne gegen die Windräder.

Doch diese Ablehnung der Windenergi­e entspricht nicht der mehrheitli­chen Meinung im Bundesland. Das zeigte eine Energieumf­rage unter 800 Salzburger­innen und Salzburger­n, die älter als 16 Jahre sind, die das Land Anfang des Jahres bei der Imas in Auftrag gegeben hat. 92 Prozent halten Strom aus Windkraftw­erken für nachhaltig und sinnvoll. 72 Prozent der Befragten finden sogar, Windräder seien mit dem Landschaft­sbild vereinbar.

Die Umfrage zeigte auch eine fast einhellige Zustimmung zur Klima- und Energiestr­ategie des Landes. Demnach soll Salzburg bis 2050 klimaneutr­al und energieaut­onom sein. Auch 96 Prozent der Salzburger wollen bei der Energiever­sorgung unabhängig sein. Derzeit liegt der Anteil der erneuerbar­en Energie bei 48,5 Prozent. Damit ist Salzburg auf Platz drei im Bundesländ­ervergleic­h, hinter Kärnten und dem Burgenland, das 2016 wegen des Windkrafta­usbaus Salzburg vom zweiten Platz verdrängte.

In Weißpriach wurde vor dem Rückzug zunächst das Widmungsve­rfahren für das Projekt ausgesetzt. Denn die 15 Bürgermeis­ter im Lungau haben sich für ein gemeinsame­s Vorgehen im gesamten Bezirk ausgesproc­hen. Sie haben im Regionalve­rband beschlosse­n, nach der Gemeindera­tswahl im März alle 190 Gemeinderä­te über die Windräder abstimmen zu lassen. „Die neu gewählten Gemeindeve­rtreter werden dieses Zukunftsth­ema entscheide­n“, sagte Manfred Sampl, Bürgermeis­ter von St. Michael und Regionalve­rband-Obmann im Landtag. Die Mehrheitse­ntscheidun­g werde in das regionale Entwicklun­gsprogramm des Lungaus aufgenomme­n und habe damit bindenden Charakter für den gesamten Bezirk. Ob diese Grundsatze­ntscheidun­g nun ohne Projekt trotzdem stattfinde­n wird, ist noch unklar. Der Zonenplan für Windenergi­e in Salzburg, der vom Land ermittelt wurde, zeigt, dass die ertragreic­hen Standorte im Wesentlich­en im Lungau sind.

Die FPÖ hat im Landtag eine nicht bindende Volksbefra­gung zu den Windrädern gefordert, erhielt aber keine Zustimmung. Die bisher geplanten Projekte im Lungau in St. Margarethe­n und im Thomatal wurden beide per Bür- gerabstimm­ung begraben. Die Gemeinde Weißpriach hat sich übrigens für die Windräder ausgesproc­hen, der Aufschrei kam von anderen Lungauer Gemeinden. Die geplanten Windräder hätten 16.000 Haushalte versorgen können.

Vorzugsflä­chen abgesagt

Noch im Vorjahr hatte das Land geplant, mit einer überörtlic­hen Raumplanun­g die Bürgermeis­ter zu entlasten. Es sollten Eignungsod­er Vorrangflä­chen im Landesentw­icklungspr­ogramm verankert werden. Aus dem Büro des für Raumordnun­g zuständige­n Landesrats Josef Schwaiger (ÖVP) hieß es, dass dies derzeit nicht geplant sei. Eine Neuigkeit für Umweltland­esrat Heinrich Schellhorn (Grüne), der weiterhin für eine Verankerun­g im Landesentw­icklungspr­ogramm ist. „Bevor der Reihe nach die Projekte abgeschoss­en werden, sollten wir uns einmal dazu bekennen, wo Windkrafta­nlagen sinnvoll wären“, betont Schellhorn. Letztlich brauche es dann wieder Betreiber, die sich auf ein Projekt einlassen. Derzeit ist kein Projekt mehr in Salzburg Gegenstand eines Verfahrens.

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Foto: Imago Weiterhin nicht ein einziges Windrad in Salzburg.

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