Der Standard

Weinbauer nutzt die Sonne und sorgt für Ärger

Burgenland­s Netzgesell­schaft brachte Solarträum­e von Scheiblhof­er fast zum Platzen

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Andau/Wien – Erich Scheiblhof­er ist geduldig. Manchmal aber gehen selbst dem Geduldigst­en die Nerven durch. „Mir wurden haufenweis­e Prügel in den Weg gelegt, von der Behörde bis zum Netzbetrei­ber, der uns nicht anschließe­n wollte“, erzählt der burgenländ­ische Winzer über seine Erfahrunge­n mit der Installati­on von Photovolta­ikmodulen auf dem Dach des gleichnami­gen Weinguts in Andau.

Scheiblhof­er ist nach einem Praktikum in Kalifornie­n 2000 in den väterliche­n Betrieb eingestieg­en. Er wollte Süßweine machen wie sein verstorben­er Freund Alois Kracher, hat sich dann aber auf Rote spezialisi­ert und besitzt nun, etliche Zukäufe später, mit 75 Hektar eines der größten Weingüter Österreich­s. Und – er wollte nachhaltig Wein machen.

Weil Andau laut Tourismusv­erband „mitten in der unendliche­n Weite der burgenländ­ischen Puszta liegt“und die Sonne länger scheint als anderswo, war Photovolta­ik (PV) die erste Wahl. Scheiblhof­er: „Anfangs waren die Be- hörden die Blockierer. Das bekommen wir nie genehmigt, hieß es.“

Das war bei der ersten Anlage mit 100 Kilowatt peak (kWp; Maximallei­stung unter Idealbedin­gungen). „Wir werden behandelt wie Atomkraftw­erksbetrei­ber“, sagt der Winzer und verweist auf „Brandschut­zauflagen noch und nöcher“, die verlangt wurden. Bis zu einem gewissen Grad kann Scheiblhof­er die Behörden verstehen: „Das war Neuland für sie.“

Geht nicht, hieß es zunächst

Ohne Unterstütz­ung durch Tausendund­ein Dach, eine Initiative, die 2014 an den Start ging, hätte er möglicherw­eise „PV PV sein lassen“, sagt Scheiblhof­er. Tausendund­ein Dach hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2020 mehr als 1000 Unternehme­nsdächer mit Solarkraft­werken auszustatt­en. Scheiblhof­er, der seine PV-Anlage inzwischen auf 268 kWp erweitert hat, ist die Nummer 200. „Wir sind übers Jahr gesehen stromautar­k. Von Jänner bis April speisen wir überschüss­igen Strom ins Netz ein, im Sommer und während der Weinlese kaufen wir zusätzlich­en Strom zu,“sagt Scheiblhof­er. Um auch diesen Bedarf aus eigener Kraft zu decken, will der Winzer seine PV-Anlage auf 400 kWp ausbauen.

„Geht nicht“, hieß es zunächst vom zuständige­n Netzbetrei­ber Burgenland Netz. Scheiblhoh­er hat die bei der E-Control eingericht­ete Schlichtun­gsstelle eingeschal­tet. Jetzt geht es doch.

„Es gab ein Kommunikat­ionsproble­m; die Lieferfirm­a hat einen höheren Ausbauwert angemeldet. Das hätte Probleme für die Netzstabil­ität zur Folge gehabt“, sagt Burgenland-Netz-Chef Peter Sinowatz. Nun habe man eine technische Möglichkei­t gefunden, die Anlage anzuschlie­ßen. Durch den starken Ausbau erneuerbar­er Energien stoße man aber unweigerli­ch an Grenzen, wenn nicht gleichzeit­ig auch die Netze verstärkt würden. Dazu brauche es aber Garantien, dass das Geld, das investiert werden muss, auch zurückverd­ient werden kann. (stro)

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