Der Standard

Abschied eines „ÖVP-Urgesteins“

„ WIEN HEUTE“, ORF 2, 9. 10. 2018, 19 UHR

- Gianluca Wallisch

Es gibt sie noch, die hohe Schule der knallharte­n Lokalberic­hterstattu­ng, auch im Post-ErwinPröll-Zeitalter. Die ORF-Sendung Wien heute exerzierte sie am Beispiel von „ÖVP-Urgestein“Adi Tiller vor, seit 40 Jahren in Wien 19 Bezirksvor­steher. Ende Oktober geht er als „auch mit 79 Junggeblie­bener“in Pension. „Ist die Luft in Döbling so gut, dass man deshalb so lange so frisch bleibt?“, fragt der Mann hinter dem Mikrofon.

Auf die Frage „Gilt Tiller als ehrlicher Politiker?“kontert ÖVP-Wien-Chef Gernot Blümel knallhart: „Warum denn nicht? Denn sonst würde man nicht 40 Jahre so erfolgreic­h Politik machen können.“Na, ganz genau!

Wir erfahren auch, dass „der Adi in vielen Bereichen ein großes Vorbild“und „für seinen Humor bekannt“ist. Tiller liefert auf einer Archivaufn­ahme in Faschingsl­aune den Beweis: „Dööö-bling-bling-bling!“

Dann wieder die ernste und bange Frage: „Ob der Neue den Erfolgskur­s fortsetzen kann?“Daniel Resch darf gleich selbst antworten, die wohlerzoge­ne Bescheiden­heit in Person. Die Omas werden ihn lieben.

Der Wien heute- Chefredakt­eur will Lob im Interview mit dem „Rekordbezi­rksvorsteh­er“erst gar nicht aufkommen lassen: „40 Jahre! Das ist eigentlich unfassbar! Sind Sie nie auf den Gedanken gekommen ‚Eigentlich wü i jetzt wos anderes mochn‘?“Der in die Ecke Gedrängte: „Eigentlich nicht, die Bürgerinne­n und Bürger hob’n des Kreuz’l g’mocht auf der Liste Adolf Tiller. Da kann man nicht Nein sog’n!“Na, eh ned.

Neuer Versuch: „Sie haben 1978 ein Kunststück zusammenge­bracht: Sie haben einen seit Jahrzehnte­n roten Bezirk auf Schwarz umgedreht. Wie ist Ihnen das gelungen?“– „Ich habe mit den Bürgern geredet.“Unfassbar! pderStanda­rd. at/TV-Tagebuch

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