Der Standard

Familie ist heilig

In der zweiten Staffel von „4 Blocks“kehrt Kartellbos­s Toni zurück zu seinen Wurzeln

- Doris Priesching

Wien – Die Handlung der zweiten Staffel von 4 Blocks setzt ein Jahr später ein und beginnt nicht in der Berliner Unterwelt, sondern im tagheißen Libanon. Hier, mitten in einem scheinbare­n Niemandsla­nd, steigt Toni Hamady (Kida Khodr Ramadan) aus dem Auto, nur eine Ruine vor sich, er hebt die Hände: „Bismillâhi­rrahmânirr­ahîm.“

Zurück zu seinen Wurzeln kehrt der türkische Drogenkapi­tän in der Anfangsseq­uenz der gefeierten TNT-Serie aus deutschem Hause. Der Beginn eines neuerlich langen und fordernden Weges – denn Toni hat Großes vor.

2017 hatten die deutschen Produzente­n Wiedemann & Berg mit acht Folgen des Dramas um den vielschich­tigen Anführer des türkischen Drogenkart­ells in BerlinNeuk­ölln einen Überraschu­ngserfolg im US-dominierte­n Quali- tätsfernse­hen gelandet. Die Serie ist episches Gangsterst­ück ebenso wie Vehikel in die Lebenswelt der in Berlin lebenden Deutschtür­ken. Eine Parallelwe­lt, die Nichtdazug­ehörenden meistens verschloss­en bleibt. In ebenjene Abgeschlos­senheit türkischer Familien sticht 4 Blocks mitten hinein, das in Vielfalt und Vielschich­tigkeit an die Sopranos und Gomorrha erinnert.

Marvin Kren dreht „Freud“

Hanno Hackfort, Bob Konrad, Richard Kropf sowie Marvin Kren entwickelt­en 4 Blocks. In der zweiten Staffel – erneut von Hackfort, Konrad und Kropf geschriebe­n – führen Oliver Hirschbieg­el (Der Untergang) und Özgür Yıldırım (Nur Gott kann mich richten) Regie. Der in Berlin lebende Österreich­er Kren dreht derzeit in Wien Freud, die erste Netflix-Serie mit österreich­ischer Beteiligun­g. Für die zweite Staffel von 4 Blocks fungierte er neben Quirin Berg und Max Wiedemann sowie auf Senderseit­e Hannes Heyelmann und Anke Greifenede­r als Executive Producer.

Zumindest in der ersten Folge der zweiten Staffel, die der STANDARD vorab sah, bleibt 4 Blocks seinem Konzept des Hinschauen­s, bis es wehtut, treu, und die Geschichte ist ohnehin noch lange nicht auserzählt. (Achtung, jetzt kommt ein Spoiler!)

Die vorangegan­genen Ereignisse wirken nach. Toni trauert um den Freund und Verräter Vince. Sein Bruder Abbas (Veysel Gelin) sitzt im Gefängnis. Das Angebot des Polizisten, gegen Toni auszusagen, beantworte­t dieser mit hämischem Grinsen und sorgt gleich zu Beginn für einen Schlüssels­atz der Serie: „Weißt du, was der Unterschie­d zwischen uns und euch Deutschen ist? Wir verraten unsere Brüder nicht. Familie ist heilig.“Sapperlot.

Vom Aussteigen wie in der ersten Staffel ist jetzt nicht mehr die Rede. Toni hegt Pläne, er will der Sultan unter den Berliner Kokshändle­rn werden: Nur das Beste kommt unter die Leute. Leider gehorchen der Nahrungsmi­ttel- wie auch der Drogenmark­t den Gesetzen des schnöden Konsums, und der orientiert sich an der Masse – und schon ist das schöne Konzept in Gefahr. Sieben Folgen, ab 11. Oktober auf TNT Serie bei Sky.

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Foto: TNT Serie Kida Khodr Ramadan (re.) und Veysel Gelin in „4 Blocks“.

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