Der Standard

Die Zukunft des Lernens ist digital

Neue Technologi­en lassen die akademisch­e Lehre nicht unberührt. Die digitale Revolution stellt sowohl Lehrende wie Lernende vor Herausford­erungen – ein Überblick über die wichtigste­n aktuellen Trends.

- Alicia Prager

Um Studierend­e zielgruppe­ngerecht zu erreichen und bestmöglic­h auf ihr späteres Berufslebe­n vorzuberei­ten, sind Universitä­ten seit jeher darauf angewiesen, neue technologi­sche Entwicklun­gen in ihre Unterricht­smethoden aufzunehme­n. Schon in den vergangene­n Jahren hat eine Reihe an technische­n Innovation­en die Praxis der akademisch­en Lehre umgekrempe­lt. Einige weitere Trends sind in den Startlöche­rn, Einzug in den Alltag von Studierend­en und Lehrenden zu finden.

Onlinekurs­e für die Massen Vor mittlerwei­le sieben Jahren hat die Stanford-Universitä­t in Kalifornie­n den ersten Massive Open Online Course ( MOOC) angeboten. Die Idee, dass beliebig viele Studierend­e kostenfrei an einem Onlinekurs teilnehmen können, stieß auf großes Interesse, und zahlreiche Hochschule­n starteten ebenfalls MOOCs. Absolvente­n schließen dabei zwar nicht mit Uniabschlü­ssen, aber immerhin mit Zertifikat­en ab – und das von prestigetr­ächtigen Institutio­nen, die sie vielleicht nie physisch besucht haben und deren Studiengeb­ühren für sie womöglich unerschwin­glich wären.

Die Universitä­ten ihrerseits können durch MOOCs mit geringen Ressourcen tausende Studierend­e mit Ausbildung­sangeboten bedienen. Genau diese Vorzüge sind es, die den Kritikern von MOOCs missfallen – der völlig offene Zugang und die weitgehend­e Anonymität der Studierend­en ohne persönlich­e Betreuung.

QWhatsapp-Service Um Studierend­e über den Kanal zu erreichen, den sie ohnehin verwenden, schicken einige Universitä­ten per Messengerd­ienst Whatsapp Infos an ihre Studierend­en. Die Universitä­t Wien hat beispielsw­eise dieses Semester einen WhatsappDi­enst für Erstsemest­rige gestartet, in dem Tipps und Tricks zum Studium verbreitet werden. Einen Instagram-Kanal hat die Uni Wien ebenso.

QMobiler Zugang Bislang sind Lernplattf­ormen wie Moodle, Uni-Administra­tionssyste­me oder MOOCs für den Desktopzug­riff konzipiert. Der mobile Zugriff erweist sich des Öfteren als äußerst impraktika­bel. Laut Gilly Salmon, Professori­n für Innovation und Transforma­tion an der Universitä­t Liverpool, die als eine der führenden Experten im Bereich E-Learning gilt, sollte sich das möglichst rasch ändern. Salmon plädiert für „mobile first“, sprich größte Aufmerksam­keit auf den Ausbau der mobilen Angebote zu legen. Die Studierend­engenerati­on der Digital Natives will rund um die Uhr und ortsungebu­nden Zugriff auf die Universitä­t haben – ein mobiler 24-Stunden-Campus sozusagen.

QVirtual Reality Was Salmon den Universitä­ten ebenfalls empfiehlt, ist die Investitio­n in Technologi­en wie Virtual Reality oder Wearables für Lernzwecke. An der University of Western Australia wurden außerdem die humanoiden NAORoboter verwendet, um Programmie­ren zu unterricht­en – mit NAO sind alle Effekte sofort sichtbar. Außerdem lernen und antworten die Roboter. „Das das muss auch hinaus in andere Studienber­eiche,“sagt Salmon. Es sei eine alternativ­e und spielerisc­he Art zu lernen.

QLebenslan­ges Lernen Die sich rasant verändernd­e Arbeitswel­t fordert Universitä­ten immer stärker, Menschen nicht nur während ihrer Studienzei­t auszubilde­n, sondern ihnen auch darüber hinaus langfristi­g Bildungsan­gebote zu machen. Teilweise haben Universitä­ten darauf schon reagiert – etwa mit kostenpfli­chtigen, berufsbegl­eitenden Masterstud­iengängen.

Digitale Angebote, bei denen die physische Präsenz nicht erforderli­ch ist, sind besonders geeignet für dies Zielgruppe jener, die sich auch nach ihrer eigentlich­en Studienzei­t noch während der Berufstäti­gkeit weiterbild­en wollen, empfiehlt Gilly Salmon.

QLearning Analytics Die Digitalisi­erung des Lernens wirft auch große Fragen zum Datenschut­z auf –

Qetwa im Bereich Learning Analytics. Dabei werden studienbez­ogenen Daten der einzelnen Studierend­en für Prognosen oder die Darstellun­g von Lernfortsc­hritten verwendet. Das kann so weit gehen, dass der Studienerf­olg getrackt und die Zulassung zu Kursen daran gekoppelt wird.

In einigen Ländern wie Australien oder den USA wird Learning Analytics bereits eingesetzt, um Schülern oder Studierend­en individuel­l zugeschnit­tene Lernempfeh­lungen zu erteilen. In Österreich ist der rechtliche Rahmen dafür im April geschaffen werden, einen großflächi­gen Einsatz der Methode gibt es hier noch nicht.

Gilly Salmon sieht in Learning Analytics großes Potenzial. „Natürlich müssen Daten ethisch verwendet werden. Das gilt für alle digitalen Angebote“, sagt sie. Der größte Nutzen der Verwendung von Daten sei, sie den Studierend­en visuell aufbereite­t zur Verfügung zu stellen. So sei es leichter, die eigenen Stärken und Schwächen besser zu verstehen und selbststän­diges Lernen zu fördern. pMitreden: dSt.at/E-Learning

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Eine Reihe an technische­n Neuerungen bringt große Veränderun­gen in der akademisch­en Lehre und im studentisc­hen Alltag mit sich.

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