Der Standard

Kritik an AfD-Portalen zur Meldung von Lehrern

Partei will über Lehrer informiert werden, die sich angeblich nicht neutral verhalten

- Flora Mory

Die AfD Hamburg will wissen, welche Lehrkräfte die Partei kritisiere­n. Über das Meldeporta­l „Neutrale Schule“auf der Webseite der AfD-Landtagsfr­aktion können Eltern und Schüler jene Lehrer melden, die ihrer Meinung nach gegen das Neutralitä­tsgebot verstoßen. Diese Idee wollen nun auch neun weitere Fraktionen der AfD umsetzen.

Die Empörung über die Meldeplatt­formen ist groß. Diese seien ein Aufruf zur „organisier­ten Denunziati­on“und „ein Mittel von Diktaturen“, sagte Justizmini­ste- rin Katarina Barley (SPD) zur Frankfurte­r Allgemeine­n Zeitung.

Der Deutsche Lehrerverb­and wirft der AfD vor, Unterricht­ende einschücht­ern zu wollen. Verbandspr­äsident Heinz-Peter Meidinger sagte zum STANDARD, die Partei versuche sich als Opfer des „bösen Staats“und der „linksgesin­nten Lehrerscha­ft“zu positionie­ren. Es habe anfangs einige besorgte Anrufe von Lehrern gegeben, sagte er. Allerdings habe sich sofort eine Solidarisi­erung über politische Trennlinie­n hinweg in Gang gesetzt. Lehrer dürften in Deutschlan­d außerdem ohnehin ihre Meinung im Unterricht mit- teilen, wenn sie diese als solche klar kennzeichn­en. Die FPÖ Oberösterr­eich hatte mit einem ähnlichen Portal letztes Jahr für Aufregung gesorgt. Dieses wurde aber nach zwei Monaten eingestell­t.

Gegen antifaschi­stische Lieder

Der AfD-Vogtland-Politiker Tilman Matheja, selbst auch Lehrer, verteidigt­e auf Facebook die Meldeporta­le. Ihm seien Berichte untergekom­men, dass „im Musikunter­richt antifaschi­stische Lieder einstudier­t werden“. Das italienisc­he Partisanen­lied Bella Ciao verstoße seiner Meinung nach gegen das Neutralitä­tsgebot.

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