Der Standard

Hochzeit von Windsor, die zweite

Nach Prinz Harry steuert auch seine Cousine Eugenie den Ehehafen an

- Sebastian Borger

London – Wohnt nicht allen Festen ein Zauber inne? Zumal wenn es um eine Hochzeit geht und die ausrichten­de Familie die Windsor-Dynastie ist. Bekanntlic­h verstehen sich die Briten wie kaum jemand sonst auf die Eleganz und den Glamour, mit denen die Monarchie ihre Existenz rechtferti­gt.

Fans werden also auf ihre Kosten kommen am heutigen Freitag, wenn die Neunte der britischen Thronfolge ihren Schatz zum Altar führt. Zwar reicht der Starfaktor von Prinzessin Eugenie, jüngere Tochter von Prinz Andrew und damit Enkelin der Queen, nicht an Meghan Markle heran. Aber vieles andere wird doch auch an die rauschende Gala erinnern, mit der das Königshaus sich im Mai feierte. Das reicht vom Schauplatz, der Schlosskir­che von Windsor, über die Blumenkind­er, darunter Williams und Kates Kinder George und Charlotte, und einen begeisteru­ngsfähigen schwarzen Geistliche­n bis hin zur Kutschfahr­t durch das Städtchen westlich von London. Auch dürfen wiederum 1200 Königsbege­isterte den Kirch- platz bevölkern – und beim anschließe­nden Empfang feiert auch diesmal das Ehepaar Clooney mit den Frischverm­ählten.

Freilich bleiben Monarchie und anglikanis­che Staatskirc­he, bei aller volksnahen Modernisie­rung, doch konservier­ende, hierarchis­che Institutio­nen. Dementspre­chend gibt es auch Unterschie­de zwischen den Hochzeiten. Während bei Harry und Meghan der höchste anglikanis­che Geistliche, der Erzbischof von Canterbury, persönlich die Trauung vornahm, fällt diese Rolle diesmal dem Domdekan von St. Georg, David Conner, zu. Immerhin assistiert ihm die Nummer zwei der englischen Anglikaner, der aus Uganda stammende John Sentamu. Dass der Erzbischof von York für die Tochter des Herzogs von York betet, leuchtet ja auch ein.

Deutlich brutaler fällt die Hierarchis­ierung bei den Londoner Medien aus. Wenn sie sich denn überhaupt für die 28-jährige Eugenie und ihren Bräutigam, den Nachtclubm­anager Jack Brooksbank, interessie­ren, kommt es leicht zu Gemaule: Ob denn, hat beispielsw­eise die staatstrag­ende Times ihre Leserschaf­t gefragt, die Öffentlich­keit wirklich die Sicherheit­srechnung für das Fest einer „minderen Royalen“zahlen müsse.

Da erinnern sich Aufmerksam­e leicht an die Vorgeschic­hte von Eugenies Eltern. Über Andrew, den Lieblingss­ohn von Queen Elizabeth II, und seine geschieden­e Frau Sarah Ferguson haben die steiferen Mitglieder der Palasthier­archie schon immer gern die Nase gerümpft.

Das wird bei den royalen Fans vor Ort und hunderttau­senden vor den TV-Schirmen – diesmal überträgt aber nicht die BBC, sondern der Kommerzsen­der ITV – am Freitag gewiss keine Rolle spielen. Sie werden dem jungen Paar an ihrem besonderen Tag von Herzen Glück wünschen. Die Sorge über den Alltag in den niederen Rängen der Thronhiera­rchie kommt früh genug.

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Von der Presse werden Prinzessin Eugenie und ihr zukünftige­r Mann Jack Brooksbank als „mindere Royale“bezeichnet.

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