Sojus-Raumfahrer notgelandet
Der Fehlstart eines Sojus-Raumschiffs zwang zwei Raumfahrer zur Notlandung in der kasachischen Steppe. Der Russe Owtschinin und der US-Amerikaner Hague kamen mit dem Schrecken davon.
Zunächst verlief alles nach Plan: Wie vorgesehen startete am Donnerstagvormittag mitteleuropäischer Zeit das Raumschiff Sojus MS-10 vom Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan Richtung Internationaler Raumstation (ISS). Doch nach knapp zwei Minuten wurde es kurzzeitig ernst: Beim Abstoßen der zweiten Antriebsstufe der Trägerrakete kam es zu einem Problem. Statt der Zündung der dritten Stufe setzte das automatische Notsystem ein – und funktionierte zum Glück für die Besatzung einwandfrei.
Die Raumkapsel mit dem russischen Kosmonauten Alexej Owtschinin und dem US-Astronauten Nick Hague an Bord wurde abgekoppelt und glitt dank Bremsraketen und Fallschirmen einigermaßen sanft zu Boden – wenn auch in einem steileren Winkel als bei Sojus-Landungen üblich. Rettungsmannschaften eilten mit Hubschraubern zur rund 400 Kilometer vom Startpunkt entfernten Landestelle und konnten schnell Entwarnung geben: Beide Raumfahrer waren unversehrt. Wenige Stunden später gingen schon erste Bilder um die Welt, die sie beim Nüsseknabbern auf einem Ledersofa in der kasachischen Stadt Schesqasghan zeigen. Wäre der mit sechs Stunden anberaumte Flug nach Plan verlaufen, wären sie zu diesem Zeitpunkt gerade bei der ISS angekommen.
Die genauen Ursachen für den Fehlstart sind noch nicht geklärt. Der Chef der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos, Dmitri Rogosin, kündigte die Einrichtung einer staatlichen Untersuchungskommission an. Aufschlüsse erhofft man sich von der Auswertung der Telemetrie-Daten der Rakete. Das noch auf die Sowjetzeit zurückgehende Sojus-Programm kämpft seit Jahren mit technischen Problemen. Jüngstes Beispiel einer Pannenserie war die unmittelbare Vorgängerin der nun notgelandeten Kapsel MS-10. Bei der bereits an der ISS angedockten MS-09 war ein Leck festgestellt worden, die Suche nach der Ursache gestaltete sich als un- erwartet schwierig. Medienberichten zufolge will Russland die bemannte Raumfahrt nun vorerst aussetzen. Für die aktuelle Crew der ISS bedeutet das eine verlängerte Wartezeit, denn seit dem Ende des Shuttle-Programms der Nasa kann allein Russland Raumfahrer von und zur ISS transportieren. Von Privatunternehmen wurden bislang nur Versorgungsflüge durchgeführt.
Owtschinin ist bereits ein erfahrener Weltraumveteran, für Hague war es ein dramatisches Debüt. Die beiden sollten zu einem sechsmonatigen Forschungsaufenthalt aufbrechen und das Team um den Deutschen Alexander Gerst verstärken, der derzeit das Kommando auf der ISS innehat.