Der Standard

Regierung verlängert Kontrolle an Schengengr­enzen

Kickl schreibt Brüssel, man werde die Grenzen bis Mai weiter kontrollie­ren – Kritik kommt von Neos, Slowenien und der Kommission

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Wien – Österreich­s Regierung wird die Kontrollen an den Grenzen zu Ungarn und Slowenien weiterhin aufrechter­halten. Innenminis­ter Herbert Kickl verlängert die ursprüngli­ch bis 11. November befristete­n Grenzkontr­ollen erneut um ein halbes Jahr – vorerst also bis Mai 2019. Während der EURatspräs­identschaf­t behalte man sich auch Kontrollen an anderen Grenzen von, kündigt Kickl in einem Schreiben an Kommission, Rat und Parlament an. Es traf am Donnerstag in Brüssel ein.

Kickl argumentie­rt darin damit, einer Situation wie 2015 vorbeugen zu wollen. „Aufgrund nach wie vor zu hoher Zahlen von Aufgriffen illegal eingereist­er bzw. aufhältige­r Personen und von Asylansuch­en im Bundesgebi­et, kommt die österreich­ische Bundesregi­erung zu dem Schluss, dass die Lage nicht ausreichen­d stabil ist“, heißt es wörtlich in dem Brief, der der APA vorliegt.

Zahlen stark rückläufig

Tatsächlic­h ist die Zahl der Asylanträg­e in Österreich zuletzt stark zurückgega­ngen: Von Jänner bis August gab es 9337 Anträge – nur halb so viele wie in den ersten acht Monaten 2017. Als die Kontrollen Ende 2015 eingeführt wurden, registrier­te Österreich von Jänner bis August noch 46.144 Asylanträg­e, also fünfmal so viele wie heuer.

Grenzkontr­ollen wären eine „äußerste Notfallmaß­nahme“, schreibt Neos-Clubobfrau Beate Meinl- Reisinger in einer Aussendung. Der Innenminis­ter würde „ohne öffentlich­e Debatte die Krise zum Normalzust­and ausrufen“. Die Neos beantragte­n eine Sondersitz­ung des Nationalra­tes, sie findet nächsten Freitag statt. Bundeskanz­ler Sebastian Kurz (ÖVP) wird von Europamini­ster Gernot Blümel (ÖVP) vertreten werden.

Auch Slowenien meldet sich zu Wort: „Diese Maßnahme ist ungerechtf­ertigt und unverhältn­ismäßig“, hieß es aus dem slowenisch­en Innenminis­terium. Ministerpr­äsident Marjan Sarec spricht von einem „Zeichen des Misstrauen­s“. Slowenien stemmt sich seit der Einführung der Grenzkontr­ollen vor drei Jahren dagegen.

FPÖ-Generalsek­retär Harald Vilimsky erklärt indes: „Solange die EU-Außengrenz­e nicht effektiv geschützt wird, ist an einen Wegfall der Binnengren­zkontrolle­n nicht zu denken.“

Auch Frankreich verlängert

Neben Österreich kontrollie­ren fünf weitere Schengenlä­nder ihre Grenzen: Frankreich, Deutschlan­d, Dänemark, Schweden und der Drittstaat Norwegen. Frankreich kündigte ebenfalls einen Antrag auf erneute Ausdehnung der Kontrollen bis April an.

Eine Kommission­ssprecheri­n sagt im Gespräch mit der APA, man sei bestrebt, Grenzkontr­ollen innerhalb des Schengensy­stems auslaufen zu lassen. Sonst handle es sich um einen Rückschrit­t für Europa. Ein „grünes Licht“der Kommission gibt es nicht.

Die Brüsseler Behörde überwache die Situation ständig und könne jederzeit entscheide­n, eine negative Stellungna­hme abzugeben. Das bedeutet, dass ein Stillschwe­igen der Kommission für Österreich keine Probleme bei der Verlängeru­ng der Grenzkontr­ollen bedeutet. (APA, red)

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Vor 23 Jahren unterzeich­nete Caspar Einem (SPÖ) das Schengener Abkommen. Und vor drei Jahren beschloss Werner Faymann (SPÖ), „temporär“wieder an Grenzen zu kontrollie­ren.

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