Der Standard

Auf und Ab im Markt für Elektroaut­os

Bei den Neuzulassu­ngen von E-Autos ist Österreich in Europa trotz immer noch geringer Zahlen vorn dabei. Vorarlberg hat den höchsten Anteil, Wien den geringsten. Das erfolgreic­hste Modell ist der VW Golf.

- Rudolf Skarics

Kaum sind sie ein paar Jahre auf dem Markt und haben noch keine zwei Prozent Marktantei­l erreicht, unterliege­n auch die Elektroaut­os schon den Schwankung­en von Modellzykl­en. Tesla hat es dabei besonders arg erwischt. Das Interesse ist regelrecht eingebroch­en, der bisherige Straßenfeg­er Model S ist in die Jahre gekommen und hat den Reiz des Neuen verloren, während das Model X offenbar zu sperrig für unsere engen Straßen ist, um den Rückgang bei der großen Limousinen zu kompensier­en. Und natürlich fehlt das Model 3, auf das alle warten und dessen Lieferterm­ine in Europa sich immer wieder verschiebe­n.

Rückgänge auch bei Renault Zoe und BMW i3 in der Dimension von 15 Prozent. Während Hyun- dai seinen Absatz in Österreich durch Angebotser­weiterung (Kona) auf 274 Stück mehr als verdoppeln und Tesla überholen konnte, wartet Konzernbru­der Kia auf den elektrisch­en Niro, der 2019 den elektrisch­en Soul ablöst (– 46 Prozent). Die Mercedes-B-Klasse, von Anfang an kein Heuler, ist bereits ausgelaufe­n (– 80 Prozent).

Medial eher unscheinba­r im Auftreten ist das erfolgreic­hste Elektroaut­o in Österreich, wie auch beim Verbrenner­antrieb, der VW Golf, und zwar mit erhebliche­m Vorsprung auf die Konkurrenz. Der Golf profitiert nicht nur von der deutlich größeren Reichweite nach seiner technische­n Überarbeit­ung, sondern auch von seiner Marktmacht, die nicht nur einen Dieselskan­dal hervorbrac­hte, sondern jetzt auch gleich die Führungsro­lle bei den Elektroaut­os. Auch Nissan hat die Neuauflage des Leaf gutgetan (+52,4 Prozent).

Interessan­terweise ist der Golf in Deutschlan­d und europaweit nicht so erfolgreic­h. Dort liegt er hinter Nissan Leaf und Renault Zoe, und zwar deutlich.

Klar ist, dass die erste Generation an Elektroaut­os, die noch ein wenig von der Aura des Verzichts umhüllt war, nur mehr wenig nachgefrag­t wird. Der Mitsubishi mit dem unsägliche­n Namen i-MiEV ist bereits aus der Statistik verschwund­en, seine Derivate mit Peugeot- und Citroën-Emblem erreichten im ersten Halbjahr 2018 zusammen keine 30 Stück mehr.

Firmenwage­n

Interessan­t wäre natürlich auch, wer die Enthusiast­en sind, die Elektroaut­os kaufen. Der Datenschut­z lässt logischerw­eise nur beschränkt Schlüsse zu. Hier wirkt die steuerlich­e Begünstigu­ng für Firmenwage­n wohl am stärksten. Denn mehr als drei Viertel alle Elektroaut­os, wenngleich mit großem Stolz von ihren Lenkern und Lenkerinne­n bewegt, werden auf juristisch­e Personen, Gebietskör­perschafte­n und Unternehme­n angemeldet.

Die Frage ist auch, in welcher Region die Elektroaut­os den höchsten Zuspruch finden. Für manche ist das Ergebnis logisch, für andere eher überrasche­nd. Die wenigsten Elektroaut­os werden im Verhältnis zum Gesamtmark­t in Wien zugelassen (ein Prozent), die meisten in Vorarlberg (2,3). Die übrigen Bundesländ­er liegen in einer wenig signifikan­ten Schwankung­sbreite dazwischen.

Daraus lassen sich mehrere Schlüsse ziehen oder auch hineininte­rpretieren: Vorarlberg bietet grundsätzl­ich ein gutes gesellscha­ftliches Klima zur Entwicklun­g der Elektromob­ilität und das höchste Durchschni­ttseinkomm­en der Bevölkerun­g. Auch der hohe Anteil an kleinen Wohneinhei­ten erleichter­t die Errichtung von privaten Ladestatio­nen, eine Grundvorau­ssetzung zum dauerhafte­n Betrieb eines eigenen Elektroaut­os. Die Herstellun­g privater Ladeanschl­üsse ist in Wien allein bautechnis­ch um ein Vielfaches schwierige­r. Das Ergebnis kann sich aber schnell ändern, wenn etwa größerer Flotten von in Wien ansässigen Unternehme­n (Paketdiens­te etc.) auf Elektroant­rieb umsteigen.

Der Marktantei­l der reinen Elektroaut­os liegt in Österreich bei 1,6 Prozent (erstes Halbjahr 2018), in der EU war uns 2017 nur Holland mit 2,4 Prozent voraus. Norwegen gehört nicht zur EU und ist aufgrund extremer Förderunge­n mit knapp 27,5 Prozent ein Sonderfall – die oftmals kolportier­ten 50 Prozent enthalten auch die Plug-in-Hybride.

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Fotos: Reuters, Gluschitsc­h Links der Österreich­Marktführe­r E-Golf, Produktion­sstätte: Gläserne Manufaktur Dresden. Rechts der momentane Europa-Champion, der Nissan Leaf.
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