Der Standard

Mit E rollt die neue Zeit

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Die Zahl ist Schwachsin­n, aber ihre Geschichte stimmt. „750.000 Österreich­er wollen sich demnächst ein E-Bike zulegen“, lautete der Satz zur Zahl. Sie wurde bei der Präsentati­on des „Sportberic­htes 2018“der Intersport-Kette vor zwei Wochen in den Raum gestellt. Dass gleich darauf der Gesamtfahr­radmarkt mit 410.000 Stück per anno beziffert wurde, irritierte die Studienmac­her keine Sekunde. Egal. Denn daran, dass das vorangeste­llte E von „bei jedem Dritten“rapide zu „jedes zweite verkaufte Rad“driftet, zweifelt niemand.

Zielgruppe sind längst nicht mehr nur remobilisi­erte Senioren: Urban ist E ein echter Faktor – und wird mittelfris­tig Planer und Politik dazu zwingen, groteske bis gefährlich­e Infra- strukturid­iotien endlich zu überdenken: die hirnrissig­e Verschränk­ung von Rad- und Gehwegen. Das Austrounik­um der Zehn-km/h-Kreuzungsa­nnäherungl­imits. Die Radwegpfli­cht. Generell: die Verteilung von Raum.

Noch rascher dreht E um bei Mountainbi­kes. Unmotorisi­erte Bikes werden zum Nischenpro­dukt. Bergretter beklagen das zunehmende Auftreten einer neuen Gattung von „Halbschuht­ouristen“(„fahren wo rauf und kommen nimmer runter“). Und das Zusammenle­ben im Wald braucht neue Regeln.

Die Hoffnung mancher Vertreter der „reinen Lehre“(„das ist kein Sport und wird wieder verschwind­en“) wird sich aber wohl nicht erfüllen: Als die ersten Skilifte in den Alpen errichtet wurden, gab es ähnliche Unkenrufe. Dass es ein klein wenig anders kam, definiert heute Österreich­s Tourismus und Identität. (rott) derStandar­d.at/Radkasten

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