Foda fordert Sieg gegen Nordiren
Österreich kickt heute im Rahmen der Nations League im Happel-Stadion (20.45 Uhr) gegen Nordirland und steht unter Zugzwang. Teamchef Franco Foda will auf dem Platz gleich elf Kapitäne sehen.
Gerade noch rechtzeitig vor dem Nordirland-Spiel hat sich der ÖFB eine Baustelle aufgemacht. Es handelt sich zwar um eine Bagatelle, um einen eingedepschten Pflasterstein. Die Bedeutung ist ähnlich wie jenes legendäre Fahrrad, das gerade in Peking umgefallen ist. Teamchef Franco Foda vertritt bekanntlich auch den Standpunkt, dass es wurscht sei, wer die Kapitänsschleife trägt. „Wir brauchen sowieso elf Kapitäne, die Verantwortung übernehmen.“
Das Thema wurde durch die Verletzung von Stammträger Julian Baumgartlinger akut. Foda übergab die Schleife gegen Schweden an David Alaba, beim 0:1 in Bosnien-Herzegowina hatte sie Marko Arnautovic um. Einige Präsidiumsmitglieder sollen bei einer Sitzung laut Kurier kundgetan habe, Arnautovic sei übermotiviert gewesen. Auch das von Edin Dzeko gepostete Foto vom gemeinsamen nächtlichen Abendessen soll die biederen Funktionäre irritiert haben.
Am Donnerstag meldete sich Präsident Leo Windtner via Aussendung zu Wort: „Die Entscheidung über den Kapitän wird ausschließlich vom Teamchef getroffen.“Das Präsidium stehe ge- schlossen hinter Fodas Entscheidung sowie dem gesamten Kader. „Das gilt insbesondere für Marko Arnautovic, der seit zehn Jahren in jedem Spiel alles für das österreichische Nationalteam gibt.“Foda wird erst am Match-Tag den Namen preisgeben.
Ein sentimentaler Kapitän wäre natürlich Marc Janko. Das spielt es aber insofern nicht, als der 35-Jährige nicht der Startelf angehören wird. Er ist kein Langzeitprojekt, sondern der Stürmer in Not, der bei Lugano kaum zu Einsätzen kommt. Sollte sich Österreich gegen Nordirland schwertun, im schlimmsten Fall in Rückstand liegen, wäre Janko der Mann für gewisse Minuten. Foda: „Es gibt im Fußball Situationen, in denen du solche Spieler brauchst.“Janko: „Den Torinstinkt verlernt man nicht, das ist für einen Stürmer wie Radfahren. Ich bin nicht der Feinmechaniker, sondern das Brechwerkzeug. Man stellt eine Abwehr vor andere Probleme, wenn man jemanden mit 1,96 Meter Körpergröße und dem entsprechenden Gewicht reinwirft.“
Basics vorhanden
Nach dem 0:1 in Bosnien-Herzegowina ist das ÖFB-Team nicht frei von Stress, Ziel war es ja, Platz eins in Gruppe drei der Nations League, Abteilung B, zu schaffen. Foda: „Wenn wir aus eigener Kraft Gruppensieger werden wollen, müssen wir gewinnen.“Foda und die Mannschaft wollen müssen. Der 52-Jährige schätzt den Gegner hoch ein, die Zweikampfstärke der Nordiren ist kein Klischee. „Kämpfen, Zweikämpfe anneh- men, das sind Grundvoraussetzungen, Basics im Fußball. Meine Intention ist es, unser Spiel zu spielen. Wir sind eine Mannschaft, die Fußball spielen will.“Kollege Michael O’Neill hat die nordirischen Tugenden um wichtige Facetten ergänzt. „Sie spielen zwar unter Druck lange Bälle, sind aber auch in der Lage, gerade in der letzten Zone zu kombinieren. Die können schon kicken.“
Viele Absagen
Stürmerstar Kyle Lafferty hat abgesagt, Foda ist darüber nicht unglücklich, allerdings kann er mit den abwesenden Alaba, Baumgartlinger, Florian Grillitsch und Michael Gregoritsch dagegenhalten. „Wir verkraften das. Es ist jetzt so, dass sich andere zeigen.“Über die Aufstellung und das System darf spekuliert werden, es könnten wieder drei Innenverteidiger auflaufen, gesetzt ist nur Martin Hinteregger.
Sebastian Prödl hat in Watford nur einen Platz auf der Tribüne (Ersatzbank wäre eine Verbesserung), für den 31-Jährigen spricht aber die Routine. Aleksandar Dragovic, Maximilian Wöber und Kevin Wimmer würden auch gerne. Guido Burgstaller und Valentino Lazaro befürchten ein „ekliges Spiel“, drei Zähler wären am Ende nicht grauslich. Im Vorverkauf wurden knapp 21.000 Tickets abgesetzt, das Happel-Stadion wird maximal halbvoll sein.
Ein Wunschszenario schaut so aus: Der eingewechselte Janko köpfelt in letzter Minute das Siegestor. Fallrückzieher wäre eine Option. Mit oder ohne Schleife